Einfach nur Suppe

Pause.
Damit es auch jeder bis in die letzte Ecke des Raumes begreift, werden diese fünf Buchstaben via Power Point an die weiße Wand projiziert. Träge erheben sich die Leute, die einen, um sich endlich „Eine“ durch die Lungen zu ziehen, die anderen, um sich zu „stärken“.

Ein Kaffee wäre gut, denke ich. Ermüdet vom Anstieren der bunt aufbereiteten Bildchen an der Wand und der monotonen Stimme noch im Ohr trabe ich aus dem Halbdunkel des Raumes den anderen hinterher, nach nebenan.

Die ersten kommen uns mit voll beladenen Tellern entgegen.
Ich schlendere zum Buffet und entdecke einen großen Topf mit Suppe. Die duftet nach Curry. Ich mag Curry.

Die schwerfällige Masse blubbt von der Kelle in die Suppentasse. Ich lege die Suppenkelle zurück und gucke zweifelnd auf diese Konsistenz. Was das wohl sein mag?
Schon werde ich angesprochen: „Ist da Tier drin?“ Ich schaue auf. „Keine Ahnung, fühlt sich aber so an, als sei welches dabei. Geflügel, nehme ich an.“ Die Dame regt sich auf, dass hier nie an die Vegetarierer gedacht würde. Eine andere fällt gleich mit ein und beschwert sich, was solle sie als Veganerin sagen. Da sei überhaupt nichts dabei. „Doch“, sage ich und zeige auf eine Schale mit Äpfeln. Sie verdreht die Augen und geht.

Ich rühre mit dem Löffel und versuche zu erkunden, was ich mir da aufgetan habe, als ich wieder angesprochen werde. „Schmeckt das süsslich?“, fragt mich ein hagerer Älterer. „Ich habe noch nicht probiert“, antworte ich langsam genervt. Da sei sicher Zucker drin, dieses Teufelszeug, ohne dem kriegen die Küchen ja nix hin. Das hört sein Nachbar und ergänzt das Gemaule: „Auf jeden Fall Geschmacksverstärker. Das gibt Durst. Das kann ich euch jetzt schon sagen.“  Ein anderer stellt sich dazu. „Gluten, das ist total ungesund. Habe da letzte Woche erst eine Sendung im Fernsehen gesehen. Ich kann euch sagen, da müsst ihr unbedingt auf die Verpackungen gucken …“

Ich drehe mich um und verziehe mich, will mich endlich meinem Essen widmen. Die Masse in der Tasse ist inzwischen kalt und hat sich zu einem festen Brei entwickelt. Ich stecke den Löffel hinein. Noch immer weiß ich nicht, was das eigentlich ist. Und ganz heimlich fange ich an zu überlegen. Wieviele Punkte wird das Zeugs haben? (Okay, jetzt habe ich mich geoutet …) Keine Ahnung. Ich schaue auf die inzwischen abgenagten Brötchenplatten. Gut, die können mich nicht mehr verführen.

„Es geht weiter!“, ruft eine kräftige Männerstimme in den Raum.

Befreit stelle ich die Suppentasse unbenutzt zu dem benutzten Geschirr, zapfe noch einen Kaffee und greife mir einen lecker Apfel.

„Der ist nicht aus der Region. Importware! Die werden gespritzt wie verrückt! Wasch den lieber noch mal ab, bevor du den isst. Man weiß nie! Und überhaupt! Wieviele Kilometer diese Äpfel rumgekutscht werden, der Diesel und so. Wo wir doch im Lande selber genug davon haben …“
Ich schaue mich um. Nö, da ist keiner! Oh je! Wie kommt das in mein Hirn?!

Auf dem Weg zu meinem Platz gehe ich an der Veganerin vorbei. Sie kaut auf einem Eisbergsalat. Die Kunststofffolie mit dem Produktaufkleber, die diesen umhüllte liegt vor ihrem Platz. Und ich kriege langsam einen dicken Hals auf die erhobenen Finger all der physischen und virtuellen Superwisser dieser Welt, die uns umgeben.

Wenn ich dann zu Hause sein werde, gönne ich mir einen leckeren Rotwein (Mach’s nicht! Alkohol ist ungesund und macht dick! – Doch, ich gönn’s mir!!) und lege mir eine gute Musik auf die Ohren.

Genießt das Leben und hört auf Eure Gefühle.

Herzlich, Eure Petra Kolossa.

Wollt Ihr mithören?

Bitteschön:

3 Gedanken zu “Einfach nur Suppe

  1. Ich grinse wie ein Breitmaulfrosch….
    Wäre da nicht dieser eine Satz, dass da Fleisch in der Suppe sein soll, würde ich vermuten, wir reden von einer Firma in Bonn. Aber das kann nicht sein, denn dass man dort eine Fleischvergiftung bekommen könnte, ist eine Phantasie. Da ich dich kenne und weiss, dass du immer nah an der Realität bist, mit dem was du schreibst, musst du irgendwo gewesen sein, mit ähnlich gestrickten Mitmenschen und einer ähnlich schlechten Verpflegung….ausser, dass Fleisch in die Suppe kommt 😉

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