Rente und Zuverdienst ist nicht einfach mal so

Würdest Du für einen Lohn von knapp sieben Euro Netto pro Stunde arbeiten? Nein? Das kann ich gut verstehen. Aber das machen unendlich viele Deutsche, die im Ruhestand sind und sich ein paar Euro zu ihrer hinten und vorn nicht ausreichenden Rente hinzuverdienen wollen, letztendlich müssen. Denn, ganz gleich wie hoch die Rente ausfällt, werden ihnen nur fünfhundertzwanzig Euro steuerfreier Zuverdienst gewährt. Jeder Cent, der darüber hinaus auf dem Konto landet, ist mit vierzig! Prozent Einkommenssteuern belastet plus anteiliger Krankenversicherungsbeiträge. Gehen wir von dem derzeitigen Mindestlohn von zwölf Euro aus, sind das etwa sieben Euro, die verbleiben.

Viele der Alten, die vierzig Jahre und mehr in die Rentenkasse eingezahlt haben, arbeiteten zum Mindestlohn. Es betrifft vor allen Dingen Frauen im Handel, Handwerk, Klein- und Kleinstunternehmen, also den Wirtschaftsbetrieben, die keinem Dach irgendeiner aufgebauschten streikberechtigten Gewerkschaft, oder dem vom Steuerzahler gesponserten Öffentlichen Dienst mit oder ohne den Verbeamteten unterliegen.  Ihr wisst, dass dieser Mindestlohn irgendwann einmal acht Euro, später zehn und seit etwa einem Jahr bei zwölf Euro Brutto! liegt. Diese Menschen erhalten logischerweise heute eine äußerst geringe Rente. Hier ein Link zu diesem Thema. Dort werden auch internationale Vergleiche herangezogen. Deutschland bekleckert sich da wahrlich nicht mit Ruhm.

Arbeit, ganz gleich welcher Art, ob es eine Floristin in einem Blumengeschäft ist oder ein Mitarbeiter eines Recyclinghofes, muss gewertschätzt werden. In dem genannten Fall ist es ein banales Beispiel. Die Floristin mit Berufsabschluss wird wahrscheinlich zum Mindestlohn von zwölf Euro und der angelernte Mitarbeiter einer staatlichen Müllabfuhr darf mit zwanzig Euro Stundenlohn nach Hause gehen. Eine ausgebildete Friseurin erhält im Durchschnitt fünfzehn Euro Brutto, wie auch eine angelernte Reinnigungskraft im Öffentlichen Dienst.

Ich wählte bewusst sehr einfache Beispiele und Berufe bzw. Tätigkeiten. Es gibt unendlich viele Beispiele. Was ergibt Sinn? Einen Beruf zu wählen, der erfüllt, den Neigungen und Fähigkeiten entspricht? Diesen Beruf etwa drei Jahre lang zu lernen, um dann einen Facharbeiterbrief oder einen Gesellenbrief in den Händen zu halten und als qualifizierte Kraft seine eigene Leistung, die eigene Arbeitskraft, den anderen Menschen zur Verfügung zu stellen?

Oder ist es gescheiter, eine rationale Entscheidung zu treffen? Das heißt, nach einer Beschäftigung zu schauen, die man ausüben könnte, die jedoch im Öffentlichen Dienst angesiedelt ist, oder einem Betrieb, der nach Tarif bezahlt?

Ich selbst kenne eine junge Frau, die ihren Neigungen im handwerklich-künstlerischen Bereich nachgehen wollte uns sie tat es. Sie war sogar erfolgreich. Jedoch fraßen sie die Kosten und Abgaben auf. Sie konnte für ihr Kind und sich selbst auf diese Weise nicht sorgen. Sie orientierte sich neu. Ihre Entscheidung fiel ratiaonal aus. Es muss etwas sein im Öffentlichen Dienst, optimal mit der Möglichkeit der Verbeamtung. Dann hat dieser ganze finanzielle Druck ein Ende. Und so setzte sie sich hin und quälte sich durch ein Studium in der Pädagogik. Da die Lehrer in den höheren Klassenstufen besser bezahlt werden, als in den unteren, entschied sie sich, auch das zu berücksichtigen. Das alles war keine Entscheidung des Herzens oder des Berufswunsches, sondern eine rein rechnerische. Wollen wir so etwas wirklich?

In  meinem engsten Kreis kenne ich weitere Menschen, die ähnliche Entscheidungen aus diesen Gründen trafen, die in den “krisensicheren” pädagogischen Beruf im Öffentlichen Dienst gingen. Ja, natürlich werden Lehrer gebraucht. Nur sollte dieser Beruf aus meiner Sicht eine absolute Berufung sein. Denn nichts ist wertvoller als die jungen Menschen, die vertrauensvoll in die Hände der Schulen gegeben werden. Dort wächst unsere Zukunft heran. Schulen und ihre Pädagogen sind ein Thema für sich. Ich will es heute nicht vertiefen. Das wird sicher zu einem späteren Zeitpunkt ein Thema sein.

Ist es  nicht äußerst anmaßend, einen Beruf, eine Tätigkeit, Job, Beschäftigung oder wie wir das auch immer nennen wollen, nach der betrieblichen oder institutionellen Zugehörigkeit und überhaupt, zu bewerten? Wer entscheidet darüber, ob  zum Beispiel eine Friseurin weniger wichtig oder systemrelevant (toller Begriff aus der sogenannten Pandemiezeit) ist, als eine Zahnarzthelferin, oder eine Politikerin ohne jeglicher Berufsausbildung?

Mich regt es unendlich auf, dass diese Friseurin mit einem Gesellenbrief in der Tasche mit einer sehr kleinen Rente ihren Lebensabend gestalten muss. Und ich höre die Rufe der Superschlauen: Hätte sie doch privat vorgesorgt! Ja, verdammt! Von welchem Einkommen bitte? Vom Mindestlohn? Oder vielleicht vom heimlich zugesteckten Trinkgeld, oder dem Haarschnitt am Feierabend für den alten Nachbarn? Hingegen die Politikerin muss überhaupt nichts können. Sie muss es nur schaffen, ein paar Jahre in der Politik recht und schlecht ihr Ding zu machen und ihre lebenslange üppige Pension ist gesichert. – Und sie kann natürlich dafür sorgen, dass die Friseurin massiv Ärger für die Schwarzarbeit am Feierarbend bekommt und nicht zu vergessen die nicht angegebenen Trinkgelder, die natürlich auch zu versteuern und Sozialabgaben zu leisten sind. 

Jaaa und die Studierten! Die haben so viele Jahre ihres Lebens in ihre Ausbildung gesteckt. Außerdem müssen sie ja alles selbst bezahlen und Bafög-Kredite aufnehmen, wenn es nicht reicht. Manche müssen sogar nebenbei arbeiten, weil es nicht reicht. Oftmals müssen sie dadurch länger studieren, weil ihnen durch die Arbeit die Zeit zum Lernen fehlt. Das versteht doch jeder, dass diese irgendwann richtig gut Geld verdienen müssen. Deshalb liegt ein Stundensatz für sie natürlich viel höher.

Ich sage, ein Student sollte nicht für sein Studium bezahlen. Er sollte dafür, wie auch ein Azubi, Geld bekommen. Und zwar für die Regelstudienszeit. Es sollte annähernd dem Einkommen eines Mindestlohnempfängers entsprechen. Muss er länger studieren, fällt das Studiengeld weg. Jeder Student braucht ein Unternehmen, das sein Studium teilweise trägt. Ein Medizinstudent braucht ein Krankenhaus oder eine adäquate Einrichtung, genauso wie der angehende Maschinenbauer ein Maschinenbauunternehmen, ein Rechtswissenschaftler eine Kanzlei, ein Gericht oder ähnliches,  oder ein Pädagoge eine Bildungseinrichtung und so weiter.  Die Monatsgehälter werden sich relativieren. Die Menschen würden und könnten das tun, was ihren Neigungen, ihrer Leidenschaft und ihrem Können entspricht. Die Berufe wären genau damit gefüllt. Stell Dir vor, welch eine Kraft sich entwickeln würde. Es würde nicht der Porsche vor dem Eigenheim bewundert.  Wertschätzung und Hochachtung der erbrachten leidenschaftlichen Arbeit stehen im Mittelpunkt. Als Beispiel fällt mir der alte Medizinmann ein. Die Achtung die ihm entgegengebracht wurde, war nicht das, was er besaß und es waren keine Vorschusslorbeeren, weil er halt Medizinmann war. Nein. Es war immer das, was er den Menschen gab. Es war seine Berufung und seine Leistung im Auftrag der ihm Anvertrauten.

Kurz und gut. Aus meiner Sicht müssen die Löhne und Gehälter angeglichen werden. Ich meine keine Gleichmaerei. Das Ergebnis im ausgeübten Beruf ist immer der Indikator. Es gibt immer Stimuli, mit denen Leistung belohnt werden kann. Und keine Angst, dass keiner mehr studieren würde. Ich denke, keiner, der Arzt werden möchte, würde dann lieber Friseur werden. Wenn die Funktionsweise von Maschinen schon immer ein Buch mit sieben Siegeln war, wird sich aus diesem Menschen kein Maschinenbauer und er wird sich vielleicht der Agrarwissenschaft oder einem anderen Bereich widmen und so weiter und so fort.

Jeder von uns, der in seinem Leben gearbeitet hat, würde eine Rente erhalten, von der er würdig leben kann. Der eine etwas mehr, der andere etwas weniger. Wer in seinem Leben lange Zeiten mit sozialen Leistungen zurechtkommen wollte, wird auch im Alter entsprechend versorgt werden müssen. Kranke, die nicht arbeiten konnten, sollten eine angemessene Altersversorung erhalten.

Und jetzt komme ich zum Ausgangspunkt zurück. Der Punkt, der mich so sehr aufgeregt hat, dass ich mich hinreißen ließ, diesen Beitrag zu schreiben.

Deutschland jammert über den Fachkräftemangel. Die Politiker schwämmen unser Land mit Tausenden von Menschen, die letztendlich unser Sozialsystem auslaugen jedoch in keiner Weise den Arbeitsmarkt bereichern.

Die Menschen, die in den Ruhestand gehen wollen, jedoch gern noch zehn, fünfzehn oder zwanzig Stunden in der Woche mit ihren Erfahrungen und ihrem reichen Wissen zur Verfügung stehen wollen, werden von der Politik statt dankbar und mit Achtung und Respekt gewürdigt, gierig abgezockt. Wittern sie doch mit aufgerissenen Dollaraugen die große Masse der auf sie zukommenden “Babyboomer”.

Auch ich hatte mit meinem Arbeitgeber bereits gesprochen, dass ich, sobald ich meine reguläre Rentenzeit starte, zunächst noch zwanzig Stunden weiter arbeiten würde. Es wäre eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Aber ich werde es nun nicht tun und es bei einem Minijob zur Rente bei meinem Arbeitgeber belassen. Ich mag nicht darüber nachdenken, für welche abenteuerlichen Aktionen die Politiker unsere Einkommen schröpfen. Damit mir noch etwa fünfzehn Euro netto pro geleisteter Arbeitsstunde verbleiben, brauche ich einen Bruttostundenlohn von etwa sechsundzwanzig Euro.

Es ist unfassbar, wieviele Menschen, die bereits im Ruhestand sind, gern noch ein paar Jahre aktiv dabei wären, sich aber nicht melken und benutzen lassen wollen. Dafür ist unsere verbleibende Lebenszeit viel zu kurz.

Das Bild ist aus dem Dezember vor genau fünf Jahren.

Es ist in meinem kleinen wie auch in dem großen Leben dieser Welt so unglaublich viel geschehen seit dieser Zeit.

Und das kommende Jahr wird so einiges an Veränderungen mit sich bringen.

Ganz gleich, was uns ereilen wird, wichtig ist nur: Bleiben wir uns selbst treu.

Herzlich, Eure Petra.

Tradition ist Tradition

Und so ist es wohl auch mit dem ersten Advent. Er läutet die Vorweihnacht ein und wir alle lieben diese Zeit. Ich denke, es gibt keinen unter uns, der nicht von ganz klein auf mit dem Mythos der Weihnacht aufgewachsen ist. Denken wir an diese Zeit, strömen uns die köstlichsten Düfte in die Nase, Klänge von Weihnachtsmusik, Heimlichkeiten, Überraschungen. Auch Kälte und Schnee gehörten dazu.

Kälte und Schnee haben wir tatsächlich. Es ist eine ganze Menge gefallen und das Thermometer zeigt im Augenblick minus acht Grad Celsius.

Der erste Adventssonntag ist auch der Tag, an dem zum ersten Mal die Dose mit dem Weihnachtsgebäck geöffnet wird oder wie es in Sachsen üblich ist, zum ersten Mal der Weihnachtsstollen, oder Christstollen, wie manche sagen, angeschnitten wird.

Auch wenn ich in Dresden geboren wurde, kam ich erst einige Jahre später in meine Heimatstadt zurück und lernte dort viel später diesen Weihnachtskuchen kennen. Irgendwann war es DAS Weihnachtsgebäck. Es war eine Symbiose. Sachsen und Stollen.

In meinem frühen Zuhause gab es zur Weihnachtszeit die köstlichsten Lebkuchen, Honiggebäck, Königsberger Marzipanplätzchen mit einem Klecks von Omas wunderbaren Konfitüre und ihre legendären Hörnchen mit der leckersten Zuckerglasur aller Zeiten.

Noch heute weiß ich, wie lange vorher Oma ihr Weihnachtsgebäck vorbereitet hat. Der Teig musste einige Tage kühl im Keller stehen. Und wenn die Pfefferkuchen gebacken waren, kamen sie in eine große Schachtel und mussten reifen. Erst zum ersten Advent wurden sie liebevoll mit Mandeln und Nüssen kunstvoll verziert.

Es war immer ein kleines Fest, wenn Oma mit einer Zange das Gebäck auf eine Glasschale legte und es zur Kaffeetafel reichte. Nie wieder habe ich solche leckere Pfefferkuchen, wie bei meiner Oma gegessen. Erst jetzt, wo ich diesen kleinen Beitrag schreibe, kommt mir der Gedanke, dass ich mir demnächst unbedingt Ostpeußische Back- und Kochrezepte zum Ausprobieren besorgen sollte. Hier ein Link zu einem Buch und hier findest Du ein zweites. Vielleich hast auch Du Lust bekommen, etwas auszuprobieren.

Aber zurück nach Dresden, nach Sachsen. Meine Schulzeit und meine Jugend verbrachte ich dort und lernte natürlich die traditionellen Gepflogenheiten kennen und leben. Dazu gehörte es, zum ersten Advent den Stollen anzuschneiden. Und eins ist klar: Es musste der traditionelle von Emil Reimann sein. Unter diesem Link findest Du einen kleinen Abriss zu Emil Reimann.

Nun, was soll ich sagen? Ich recherchierte im Netz, um Euch nähere Informationen zu dieser Stollenspezialität zukommen zu lassen. Ich fand viel, aber nicht das, was ich aus meiner alten Heimat weiß und das, was die Alten bei Museumsbesuchen, oder sonstigen Treffen erzählen.

Also hier für Euch “aufgeschnappt und ausgespuckt” und nicht verbürgt.

Viele sagen zum Stollen einfach Stolle. “Schneide mal die Stolle auf!”, zum Beispiel. Darüber schimpfen die, die aus dem Erzgebirge kommen. Denn dort gibt es keine Stolle. Es sind Stollen, in die die Kumpels damals eingefahren sind, um nach Erz zu schürfen

Die Erzgebirgler sehen in diesem Kuchen die Form eines Stollen des Bergbaus. Genauso, wie die historischen Schwippbögen das “Tor”, die Einfahrt zum Stollen darstellen sollen.

Vielleicht weißt Du mehr über diese Geschichte, die ich vor x-vielen Jahren aufgeschnappt habe. So schreibe es doch bitte in die Kommentare.

Heute also ist der erste Advent und natürlich habe ich die Dresdner Tradition in den südlichsten Süden Deutschlands mitgenommen.

Wir schnitten den Weihnachtsstollen an und ließen ihn uns schmecken. Es ist übrigens ein Erzgebirgischer Weihnachtsstollen, den der Paketbote aus Chemnitz brachte. Vielen Dank, liebe Siglinde und lieber Konrad.

Und um dem Ganzen den i-Punkt zu verpassen: Es schneit seit ein paar Tagen. Es ist kalt und so sehr gemütlich zu Hause. Hier ein Blick vom Küchentisch in den kleinen Garten:

Die Sonne schien und brachte den Schnee zum glitzern. Schnee zu fotografieren ist wirklich eine Kunst für sich. Dieser Schnee ist tatsächlich weiß, aber richtig klarweiß. Leider nicht auf dem Bild.

Da mir meine Gesundheit im Augenblick einen klitzekleinen Streich spielt, verbrachte ich heute meine Zeit zu Hause. Hier ein Schnappschuss von meinem Schreibtisch im Atelier nach draußen.

Schnee gibt mir Ruhe und Geborgenheit Geräusche werden gepuffert und kommen angenehm gedämpft ins Ohr.

Hoffentlich bleibt uns dieses Naturschauspiel noch eine Weile erhalten. Es wäre schön.

Ich hoffe sehr, Du hattest einen schönen ersten Advent. Welches Leckerchen gönntest Du Dir zum ersten Mal in dieser Saison?

Kommt gut in die neue Woche.

Herzlich, Eure Petra Kolossa.

Pfennigbaum

Unser Geldbaum oder Pfennigbaum, wie er auch genannt wird, ist inzwischen ein alter kräftiger Kerl mit einem mächtigen knochigen Stamm. Er steht wieder in voller Blüte. Bis vor fünf Jahren wusste ich gar nicht, dass er überhaupt blühen kann. Ich war sehr verwundert, als dieser Baum sich mit unendlich vielen kleinen weißen Sternchen übersät präsentierte. Es geschah, als wir diesen zum ersten Mal im Sommer auf den Balkon ins Freie stellten und ich glaubte, dass das der Auslöser gewesen sein muss. Später las ich, dass diesen Bäumen ein Leben im Freien tatsächlich guttut und dass sie nur im Winterquartier ins Innere wechseln sollten.

Nun ist es aber so, dass wir seit fünf oder sechs Jahren einen Absenker dieses Geldbaumes für meine Freundin Petra in der Oberlausitz großziehen. Es ergab sich leider bis heute nicht, dass das Kerlchen den Weg zu ihr fand. Dieser Baum bekommt die identische Aufmerksamkeit. Er wächst und wächst. Aber auch in diesem Jahr blüht er nicht. Das machte mich stutzig und ich recherchierte noch einmal, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Und ich wurde fündig. Diese Geldbäume, oder fachmännisch ausgedrückt Crassula ovate, blühen erst ab ihrem zehnten Lebensjahr.

Ich wünsche mir sehr, dass dieser Zögling seine erste Blüte unbedingt bei meiner Freundin haben wird. Eine Reise in die Oberlausitz, ein wunderbares Ziel für das kommende Jahr.

Übrigens: Petra betreibt einen wunderbaren Online Shop “NoniNo-Kids”. Ihr Label NoniNo-Kids steht für natürliche Farben, tolle Materialien, hochwertige Verarbeitung und Herzblut. Petra ist unglaublich kreativ und vielseitig begabt. Ich selbst habe bereits Dinge aus diesem Shop für die ganz Kleinen verschenkt. Schaue doch einfach mal dort vorbei. Vielleicht findest Du etwas Schönes, dass Du in der Adventszeit oder zu Weihnachten verschenken möchtest.

Man sagt, guter Wein wird im Alter besser, Menschen interessanter …

Ich möchte nun ergänzen: Geldbäume beginnen erst im Alter mit ihren Blüten zu verzaubern.

Besitzt Du einen Geldbaum? Welche Erfahrungen konnterst Du sammeln?

Schreibe es doch einfach ins Kommentarfeld.

Herzlich aus dem verschneiten Süden Deutschlands,

Eure Petra Kolossa.

Einfach weitermachen

Leider wurde mir das Beharrlichkeitsgen nicht in die Wiege gelegt. Ich meine, dass ich nicht immer in aller Konsequenz meine Vorhaben, wie von mir geplant, zu Ende bringe. Immer wieder ist irgend etwas, das mich über Umwege führt, ausbremst oder manchmal auch ganz stoppt. Ich bewundere die Menschen, die von sich behaupten, dass sie ihre Ziele immer erreichen. Ganz ehrlich? Ich kann es mir nicht vorstellen, dass es tatsächlich  so ist. 

Immer und immer wieder nehme ich mir vor, für mich selbst täglich eine kleine Auszeit an der frischen Luft einzuplanen, ganz gleich, wie das Wetter ist.  Dieser Satz beherbergt jedoch gleich mehrere kleine Hürden.

Erst neulich sprach ich in einem meiner Beiträge über Routinen, die sich jeder selbst antrainieren könne. Mit einer Portion Willensstärke und Konsequenz lässt es sich binnen von sechs Wochen erreichen. Als Beispiele werden oftmals das Joggen genannt. Es soll wohl so sein, dass man nach sechs Wochen das Bedürfnis habe, in die Sportschuhe zu springen, um loslaufen zu müssen. Und dieser Fakt treibt mich, dranzubleiben, auch wenn ich bis heute noch immer nicht sechs Wochen konsequent durchgehalten habe, mir die tägliche kleine Auszeit an frischer Luft zu gönnen, ganz gleich, wie das Wetter ist. Aber egal, so dauert es eben etwas länger. Ich denke, wichtig ist, wenn es nicht ganz so läuft, wie man es sich ursprünglich ausgemalt hat, weiterzumachen. 

Heute war ein kühler, nasser Novembertag. Kein Tag, um wirklich gern die Nase vor die Tür zu halten. Ich schlüpfte in bequeme Schuhe, zog meinen Mantel an und ging los. Draußen schlug ich die Kapuze hoch und atmete die frische Luft tief ein. Der Regen tropfte auf meine Brillengläser. Es störte mich nicht. Es tat so gut.

Hier habe ich ein paar Novemberbilder für Euch eingefangen:

Kätz Bobby freut sich, seine Zweibeinerin wieder zu Hause zu haben.

Ich vergaß das Fenster in meinem Atelier zu schließen. Flo hörte mich und musste gleich nach dem rechten sehen.

Es war nur eine kleine Runde zu Fuß im Regen. Mein Kopf fühlt sich etwas freier an und ich bin froh, der  Bequemlichkeit getrotzt zu haben. Ab heute zählen meine sechs Wochen neu. Tag eins von zweiundvierzig 😉

Genug geplappert! Fix raus aus den Stiefeln und ab in den Tag!

Habt alle einen guten.

Herzlich, Eure Petra Kolossa.

Sina

Was ist das Coolste, das du je gefunden (und behalten) hast?

Gefunden habe ich in meinem Leben nicht viel und wenn, gab ich das immer zurück. Einmal bekam ich einen Finderlohn. Der Typ, der seine fette Brieftasche verloren hatte war so seelig, seine ganzen Ausweise nicht sperren zu müssen, dass er sein Glück mit mir teilte.

Aber eines behielt ich, weil es keiner wollte. Es war ein kleines buntes Glückskätzchen. Damals vor über zwanzig Jahren lebte ich für ein paar Jahre im Freiburger Raum. Diese kleine Katze stromerte an den Bahngleisen, als ich sie mitnahm. Gino, mein damaliger Hund, verliebte sich sofort in die Kleine. Ich war sehr erstaunt, denn im Normalfall gehörten Katzen zu seinem Beutechema und weckten prinzipiell seinen Jagdinstinkt. Nicht aber bei ihr. Er hielt stets ein Auge auf sie.

Auf meine Aushänge und Rundfragen in meinem Umfeld meldete sich niemand. Und so blieb sie schließlich bei mir.

Ich nannte sie Sina. Nach einer ganz besonderen Frau, die mich damals als achtzehnjährige auffing. Die mir zeigte, dass ich ein wertvoller Mensch bin, die mir zeigte, dass ich eine wunderbare junge Frau bin. Sina nahm mich ernst und in mir wuchs das erste Flämmchen Selbstbewusstsein. Ich denke an ihren heißen Kakao, den sie auf ganz besondere Weise zubereitete und muss lächeln. Noch heute bin ich dieser Frau unendlich dankbar für die Zeit und die vielen Gespräche, die sie mir schenkte. Sie war vierzig Jahre älter als ich, steckte voller Lebensfreude, war witzig und charmant, einfach eine tolle Frau.

Die Katze sollte sich bei mir aufgefangen und beschützt fühlen. Symbolisch gab ich ihr den Namen Sina.

Ein Jahr später bereitete ich meinen Umzug vor. Ich war total panisch, als ich bemerkte, dass Sina Nachwuchs erwartete. Ich wusste nicht so recht, wie ein Umzug über siebenhundert Kilometer mit einer trächtigen Katze funktionieren sollte. Aber es kam ganz anders. Zwei Tage, bevor der Umzug stattfinden sollte, kam Sina nach Hause. Sie legte sich vor meine Füße und brachte vor meinen Augen ihre Babys zur Welt. Ich konnte es nicht fassen. Ich war unglaublich gerührt. Es weitete mein Herz so sehr. Mein Umzug war wirklich sehr speziell.

Sina bekam drei kleine süße Fellnasen, ein schwarzes, ein graues und ein rotes. Das schwarze Mädchen, ich nannte sie Biene, blieb bei mir. Der rote Kater kam in liebevolle Hände bei meiner Schwester und der graue fand sein Zuhause in der Nachbarschaft.

Ich war also wieder in meiner Heimatstadt, auch wenn es nur für wenige Jahre sein sollte. Es tat mir gut, ich fühlte mich gut. Nur Sina fühlte sich in der Großstadt nicht wohl. Ich denke, ihr fehlten die Höhenmeter und der Schwarzwald. Eines Tages kam sie nicht mehr nach Hause. Nicht einmal Gino konnte sie finden. Er fand sie sonst immer, ganz gleich, wo sie sich auch versteckte.

Ich war wahnsinnig traurig. Sina war ein ganz besonderes Wesen, das ich fand, behielt und wieder verlor. Ihre Seele lebte in Biene weiter. Auch sie war eine sehr kleine und eine  außergewöhnliche Katze …

Leider fand ich kein Foto von Sina. Anfang 2000 hatte ich noch kein Smartphone mit Fotofunktion. Ich bin mir nicht sicher, ob es so etwas damals bereits gab. Heute schnappe ich fix mein Telefon und mache Fotos aus der Situation heraus. Damals musste ich nach der Kamera laufen, um ein Bild zu machen. Ich weiß, dass ich einige Bilder von Sina machte. Es gibt sie in physischer Form, irgendwo in meiner Kiste mit alten Fotos. Ich denke, diese aufzuräumen und zu sortieren ist einmal ein Ruhestands-Projekt 😉

Wie ist es bei Dir? Hast auch Du einmal etwas ganz besonderes gefunden, das Du behalten hast?

In Gedanken an meine zwei Kätz-Mädchen Sina und und Biene, die beide leider bereits den Weg über die Regenbogenbrücke nahmen.

Herzlich, Eure Petra.

Routinen und so

Welchen Teil deiner Routine versuchst du, wenn möglich, immer zu überspringen?

Mir fällt es fast schwer, derartige Fragen inhaltlich zu begreifen. Was will der Fragesteller wissen? Weshalb wird diese Frage auf diese Art und Weise formuliert in das world wide web entlassen.

Routinen sind Routinen, weil sie ständig wiederholt werden und in Fleisch und Blut übergegangen sind. Es sind Gewohnheiten, ganz gleich ob gute oder schlechte, die sich in unser Leben geschlichen haben. Ob es das tägliche Zähneputzen ist, die immer wieder gleiche Strecke, die wir mit dem Auto fahren, wie wir die Tassen in den Schrank räumen, die Haare aus dem Gesicht streichen und so weiter.

Es gibt Routinen, die wir uns mühsam antrainieren, wie das tägliche Joggen, das Schreiben einer To-do-Liste, das Einhalten von Pausen, gute Ernährung. Es soll etwa sechs Wochen dauern,  bis wir etwas zu einer Routine entwickelt haben. Und das Verrückte ist, dass wir immer nur einen Punkt, der uns wichtig ist, mit Konsequenz in den sechs Wochen zu einer Routine machen können. Erst wenn wir das geschafft haben, erst dann, können wir unsere nächste Baustelle angehen.

Kurz und gut: Routinen kann man nicht, wenn möglich, immer (!) überspringen. Denn dann sind es keine Routinen. 

Dann sind es wahrscheinlich Pflichten, die wir versuchen, wenn möglich, immer zu überspringen 😉

Hast Du Routinen und hast Du Pflichten, die Du gern umschiffst? Schreibe es doch einfach ins Kommentarfeld.

Einen schönen Tag wünscht,

Eure Petra Kolossa.

Auch unsere Kätz haben ihre Routinen, zum Beispiel fordern sie ganz hartnäckig ihre Streicheleinheiten ein.

Weißt Du es?

Wie wird dein Leben in drei Jahren aussehen?

Keine Ahnung! Weißt Du es? Ich weiß es nicht, wie mein Leben in drei, fünf oder zehn Jahren aussehen wird. Wäre die Frage im Konjunktiv gestellt, also wie ich es mir vorstellen würde, wie ich mir mein Leben wünsche, wie es irgendwann einmal sein möge … Aber das ist nicht die Frage. Die Frage ist, wie es tatsächlich aussehen wird.

Die deutsche Sprache ist präzise und ganz klar. Ich weiß, was “man” mit dieser Frage sagen will. Nur wird es in dieser nicht gesagt. In drei Jahren wird es ganz sicher immer noch Tag und Nacht geben, das Wasser wird nach wie vor bei einhundert Grad den Siedepunkt erreichen und die Menschen werden auch in drei Jahren mit Hass und Liebe konfrontiert sein. Das sind nur einige Beispiele für Dinge, die so sein werden.

Vor vielen Jahren besuchte ich so einige Seminare und Workschops, in denen es unter anderem immer wieder um Selbstmotivation ging. Wir formulierten unsere Visionen, Ziele und Wünsche für die nächsten drei, fünf und zehn Jahre sowie einen für das Leben. Das alles sollte man täglich mindestens einmal intensiv lesen, um es in unser Gehirn zu manifestieren. Es gab noch viele weitere Praktiken, auf die ich hier nicht weiter eingehen will. Gedanken schaffen Realität. Wobei dieser Spruch nicht unbegründet ist. Ich bin sicher, dass es tatsächlich so ist.

Aber diese geschriebenen Seiten waren letztendlich immer hypothetisch. Wir können nicht in die Zukunft schauen. Keiner weiß, was in der nächsten Sekunde sein wird.

Ein praktisches Beispiel: Ich nahm heute meinen Papierkorb, um diesen in der etwa dreißig Meter am Haus entfernten Papiertonne zu entleeren. Das war also eine reine Routine, mal fix, nebenbei erledigt. Auf dem Weg zu dieser besagten Tonne fegte eine Windböe um die Ecke und pustete ein zerrissenes Blatt Papier aus meinem Papierkorb. Ich drehte mich, um es aufzuheben. Und plötzlich lag ich auf allen Vieren auf dem Boden. Fragt mich nicht, wie das geschehen konnte. Und seid sicher. Es war ganz bestimmt nicht geplant, nicht vorhersehbar oder sonst etwas.

Das ist ein banales Beispiel. Aber wir wissen wirklich nicht, was in der nächsten Sekunde (definitiv) sein wird.

Ich habe heute ziemlich weit ausgeholt. Denn ich weiß, dass die Frage oben einfach nur schlecht und nachlässig formuliert wurde. Dass diese anders gemeint ist. Mir fällt so häufig auf, dass wir unsere wunderbare deutsche Sprache immer schwammiger benutzen und wir das als völlig selbstverständlich hinnehmen. Schließlich verstsehen wir ja letztendlich, was gemeint ist 😉

Natürlich ist mir bewusst, dass sich Sprache verändert. Und das ist auch völlig in Ordnung.

Dennoch: Gehen wir einfach etwas bewusster und sorgfältiger mit unserem Sprachgut, unserer Muttersprache um.

Herzlich, Eure Petra Kolossa.

Über das Listenschreiben

To-do-list, to-want-list, bucket-list … und weiß der Kuckuck, welche Liste noch. Gibt es eigentlich dafür auch geläufige deutsche Namen? Klingt irgendwie ungewöhnlich: Zu-tun-Liste, zu-wollen-Liste, Eimer-Liste …

Eine to-do-list schreibt wahrscheinlich fast jeder und sicherlich nennen die meisten das auch so. Es sind also Punkte, die unbedingt in Kürze erledigt werden sollten und einfach abgestrichen werden, wenn es getan wurde. – Übrigens ein gutes Gefühl, wenn am Abend alles durchgestrichen und Vergangenheit ist.

Eine to-want-list sind Punkte, die man gern in naher Zukunft, also in einem bestimmten für sich selbst auferlegten Zeitrahmen zu gern erleben, genießen oder schaffen möchte. Also eine nette Angelegenheit, da hin und wieder daraufzuschauen.

Eine bucket-list ist eine Liste, in die man all das schreibt, was man in seinem Leben erreichen, machem oder erleben will. Diese Liste ändert sich ständig im Laufe eines Lebens. In diesen “Eimer” kommt also alles rein, was an Wünschen und Zielen vor Augen läuft. Manche sagen zu dieser Liste auch Löffelliste. Schließlich wird dort entsprechend der Lebenserfahrungen löffelweise aufgefüllt.

Sicher gibt es noch viele andere Listen, die man schreiben kann. Aber ich denke, dass diese drei die geläufigsten sind.

Vor einer Woche bekam ich eine Email von Judith Peters. Vielleicht erinnert sich dieser oder jener von Euch an den großen Jahresrückblick, den wir Blogger einst schrieben und zeitgleich in die Blogosphäre schickten. Judith lud mich zu ihrem “Blogtoberfest” ein, zu bloggen. Wir trafen uns zu drei kurzen Videokonferenzen. Bei der ersten erfuhren wir das Thema und bei den zwei folgenden ging es um die Details.

Das Thema: Schreibe eine to-want-list. Schreibe all das in eine Liste, was du bis zum 31.12.2023 noch alles im persönlichen und beruflichen Bereich, erleben, tun und erledigen möchtest. Schreibe auf, welche Hobbies du wiederbeleben möchtest, welche Orte du besuchen möchtest, welche Menschen du treffen möchtest. Der Fokus liegt auf dem Wort “möchten”.

Wie auch bei dem Jahresrückblick war geplant, dass diese Liste von jedem Teilnehmer zeitgleich ins Netz gestellt wird.

Die Idee fand ich zunächst ganz gut. Jedoch bemerkte ich beim Schreiben dieser Liste, dass sie sehr, sehr persönlich ist. Sie enthielt Dinge, die ich einfach nicht mit der Welt teilen möchte. Natürlich, diese Punkte hätte ich löschen können. Doch wäre es dann noch meine persönliche to-want-list? Ich behalte diese Liste für mich und vielleicht werde ich hier über diesen oder jenen Punkt aus dieser Liste erzählen 😉

Hast Du schon einmal eine solche Liste für einen abgesteckten Zeitraum geschrieben? Wenn nicht, probiere es. Es tut gut, darüber nachzudenken.

Es ist kurz nach vier Uhr am Morgen. Rückenschmerzen lassen mich nicht schlafen. Ich habe mir einen heißen Früchtetee gebrüht und hoffe darauf, dass das Schmerzmittel mich bald schlafen lassen wird.

Einen schönen Sonntag wünscht Euch,

Eure Petra Kolossa.

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Für dieses, gegen jenes

In Kürze werde ich zu unserem Künstlertreffen von “seeArt” fahren. Ich freue mich immer, meine Kollegen zu treffen, über einen konstruktiven Gedankenaustausch und das Planen des Kommenden.

Neulich las ich über freie Künstlergruppen in der Vergangenheit, wie der “Der Blaue Reiter” oder die “Brücke”. Alle hatten eines gemeinsam: Sie existierten wenige Jahre. “Der Blaue Reiter” zum Beispiel nur ein Jahr und die “Brücke” schaffte es auf acht Jahre. Unsere Gruppe gibt es seit Juni 2016, also über sieben Jahre.

Ich sitze hier, sinniere über unsere Künstlergruppe und tippe diese Zeilen. Mir ist sehr bewusst, dass sich seit dem März 2020, dem Auslösen der Corona-Pandemie, eine diverse Müdigkeit, eine Stagnation, eine Sinnfrage überhaupt, eingeschlichen hat. Natürlich, wenn wir Aktivitäten durchführen, sind diese im Ergebnis ausgezeichnet. Unsere Ausstellungen sind sehr sehenswert und erreichen immer eine positive Resonanz. Dennoch fehlt das Feuer, es ist zäh, gar teilweise quälend und es laugt mich, als “Chefin”, als Sprecherin, aus. Ich reite ein fast totes Pferd. Dem bin ich mir sehr bewusst.

Die “Pandemiezeit” hat vieles in und mit uns Menschen gemacht. Nicht nur, dass die Gesellschaft gespalten wurde in “für” oder “dagegen”, also in Geimpfte oder Ungeimpfte. Nein, es stumpfte die Leute ab und ermüdete sie.

Wir kamen nicht zur Ruhe. Die bereits gespaltene Gesellschaft bekam noch einen auf den Deckel. Die nächste Krise nannte sich Ukraine, Energie, Preise, Inflation und teilte die Menschen nochmals. Entweder für oder dagegen, also für das Liefern von Kriegsmaterial in die Ukraine, oder dagegen. Wer bei der Russophobie nicht dabei ist, ist Verschwörer oder sonst etwas.

Aber dem nicht genug. Um dem Schlamassel noch einen draufzusetzen, teilen wir die bereits etliche Male gespaltene Gesellschaft noch einmal. Und dieses Mal ist es wohl etwas komplizierter, in pro-Israel und contra-Palästina oder gegen Hamas und für Israel und für Palästina, oder wie, oder was? Die wenigsten Menschen verfolgten wirklich intensiv, was sich da in den Jahren zuvor abgespielt hat. Es ist auch sehr schwer, die Komplexität zu verstehen. Zumal die Kulturen der arabischen Staaten sehr different zu unseren eigenen sind und äußerst schwer in Einklang zu bringen.

Israel wurde am 14. Mai 1948 gegründet, also nach dem zweiten Weltkrieg. Es ist ein relativ neuer Staat. Wie übrigens auch die Ukraine, die erst 1991 gegründet wurde. Aber das nur so am Rande. Palästina findet man bereits auf geografischen Karten aus dem siebzehnten Jahrhundert. Seit eh und je gab und gibt es dort furchtbare kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Arabern und Juden. Insbesondere jedoch, seit der Gründung Israels. Die (arabischen) Palästinenser konnten sich damit nie abfinden und den (jüdischen) Israelern ist der Lebensraum zu eng. Bis heute kracht es dort in diesen Glaubens- und Territoriumskriegen. Und ich denke wahrscheinlich naiv, wenn ich meine, dass es dort vor allen Dingen um Zionismus geht.

Aber zurück zu meinem Künstlertreffen heute. Ich wünsche mir sehr, dass unsere Gruppe wieder zu sich finden, Kraft, Elan und Feuer für ein Ziel entwickeln kann. “Es hat eh keinen Sinn. Wen interessiert heute Kunst?” gegen “Auf geht’s! Lasst uns etwas bewirken!”.

Ich springe jetzt in die Schuhe, fahre nach Ravensburg zum Treffen und lasse Euch mit meinem Gedankenspiel allein 😉

Habt einen ruhigen Samstagabend.

Herzlich aus dem kühlen, nassen südlichsten Süden Deutschlands,

Eure Petra Kolossa.

Die Kirche im Dorf lassen

Es ist kurz nach sechs Uhr am Morgen. Es ist dunkel. Ich bin ziemlich sauer, weil ich aus meinem Tiefschlaf geholt wurde, wie so oft. Statt meinen Frust in mich hineinzufressen, haue ich den lieber in meine Tastatur. Ob Ihr das später zu lesen bekommen werdet, steht auf einem ganz anderen Blatt. “Wahrscheinlich eher nicht.”, denke ich und merke, wie sich mein Gemüt bereits nach den wenigen Worten beginnt, zu beruhigen. Schreiben scheint eine sehr gute Therapie zu sein.

Wie fast jeden Morgen werde ich durch den Lärm der nahe stehenden Kirche, die punkt sechs Uhr ihre mächtigen Glocken mit einer unglaublichen Lautstärke drei Minuten lang in die  Schlafzimmer der Bewohner dieses kleinen schwäbischen Dorfes schlägt, aus meinem Schlaf gerissen.

Ich gehöre zu den Menschen, die schlafen, oder nicht schlafen. Bin ich einmal wach gerüttelt, kann ich nicht wieder einschlafen. Was auch nicht möglich ist. Denn die Glocken erinnern mich im Takt von fünfzehn Minuten daran, wie spät es ist. Es beginnt mit einem Schlag um Viertel, zwei Schläge um Halb, drei um Dreiviertel, vier zur vollen Stunde plus der Schläge der Anzahl der Stunden. Gleich wird es also vier mal schlagen plus sieben weitere Schläge, um dann in wenigen Minuten um Viertel wieder ein mal … Hinzu kommen die Hochzeiten, Trauerfeiern, kirchliche Feiertage, wie Allerheiligen, Pfingsten, Ostern, Weihnachten, und so vieles mehr.

In meinen beruflichen Alltag muss ich den Glockenlärm einbeziehen und das Fenster schließen, um das Geläut zu dämpfen. Spreche ich einen Podcast ein, achte ich darauf, das zwischen den Glockenschlägen stückchenweise zu tun.

Ich arbeite zu Hause. Neudeutsch: Im home office. Und ich bin mir sicher, dass das inzwischen sehr viele Menschen tun.

Dieser Glockenlärm stört. Absolut! Wenn ich im Spätdienst vor einem Interview vergesse, das Fenster zu schließen, muss ich das Gespräch unterbrechen, um das nachzuholen. Das abendliche Angelusläuten um neunzehn Uhr ist so laut, dass es eine Unterhaltung in normaler Lautstärke unmöglich macht.

Vor zwanzig Jahren oder so, hat ein gefrusteter Einwohner erzwingen können, dass die Glocken nicht mehr die gesamte Nacht durchläuten. Die letzten an einem Tag läuten seit dem um Mitternacht vier mal für die volle Stunde plus zwölf mal für die Uhrzeit, also sechszehn mal. Und dann ist endlich Ruhe für ganze sechs von vierundzwanzig Stunden eines gesamten Tages.

Sicher war das Läuten einst vor vielen, sehr vielen Jahren eine nützliche Sache, als nämlich die Leute bei Tagesanbruch auf die Felder mussten, oder ihre sonstige Arbeit begannen. Die Glocken riefen die Bewohner aus ihren Betten und mahnten, den Tag mit einem Morgengebet zu beginnen. Die Menschen trugen keine Uhren und besaßen keine Wecker, Smartphones oder ähnlichem. Man orientierte und organisierte sich entsprechend den Glockenschlägen. Man wusste eben dadurch, wieviel die Glocke, die Uhr, geschlagen hatte.

Heute sieht die Welt wirklich etwas anders aus. Schließlich lassen wir auch keine Männer mehr von Turm zu Turm Nachrichten oder andere wichtige Dinge weitertragen. Und Nachtwächter rufen uns auch nicht mehr: “Liebe Leute lasst Euch sagen, die Uhr hat zehn geschlagen.”, zu.

Damals standen die Leute mit dem Hellwerden auf und gingen bei Dunkelheit zu Bett. Es gab keine Elektrizität. War es dunkel, war es Nacht, also Zeit zum Schlafengehen. “Carpe diem” stammt aus dem Jahr dreiundzwanzig vor Christi. Ich denke, Horaz meinte in der Ode “An Leukonoe” diese Zeit. Ein Zitat das bis in unsere Zeit erhalten blieb und inflationär benutzt wird.

Unser Leben hat sich grundsätzlich verändert und wir haben uns den Bedingungen und Umständen angepasst. Wir arbeiten unter anderem nachts und schlafen am Tage, wie zum Beispiel medizinisches Personal oder Menschen in großen produktiven Unternehmen. 

Als die Glocken der Kirchen uns den Tagesrhythmus vorgaben, gab es noch keine Krankenhäuser oder andere medizinische Einrichtungen, die auch in der Dunkelheit arbeiteten. Es waren Zeiten, in denen die Mediziner nachts mit einer Laterne in der Hand in die Häuser der Erkrankten kamen. Es gab auch kein produzierendes Gewerbe, das in der Nacht gearbeitet hat. Der Schmied, Tischler, Korbmacher oder sonst wer, brauchten das Tageslicht, um prouktiv sein zu können.

Gab es Feuer, oder war Gefahr in Verzug, läuteten aufgeregt die Glocken, heute übernehmen das digital gesteuerte Meldesysteme, Sirenen.

Ich weiß um das Vergangene, dem Festhalten an den Glauben und ich schätze die Traditionen. Dennoch: Wäre es nicht tatsächlich an der Zeit, auch derlei Dinge zu reformieren und der heutigen Zeit anzupassen?

Welchen Sinn ergibt das dominante Läuten im Viertelstundentakt? Wir alle haben einen Zeitmesser. Die Gläubigen nutzen das ebenso, wie unter anderem Bibel-TV und andere moderne, zeitgemäße digitale Errungenschaften, die die Kirche sehr wohl weiß einzusetzen. Hat die Kirche so wenig Vertrauen in ihre Mitglieder, dass diese zum Beispiel mit einem intensiv mahnenden Angelusläuten erinnert werden müssen? 

Oder ist es eher so, dass sich die Kirche, in unserem Fall die Katholische Kirche, ihrer Dominanz bewusst ist? Denn meine Recherchen haben gezeigt, dass es keinen Sinn ergibt, Anstrengungen zu unternehmen, sich gegen den nicht nur aus meiner Sicht ruhestörenden Lärm zu wehren. Es gibt unendlich viele Versuche, Rechtsbeistand zu erhalten. Es wurde immer von den Gerichten abgelehnt. Kirche und Staat: Ein Thema für sich.

Ich habe zwar jetzt eine ganze Portion Ärgernis in die Tasten geklopft. Dennoch will ich die Kirche im Dorf lassen.

Gibt es in Deinem Wohnort auch eine solche Kirche, die über Deinen Schlaf und Dein Leben bestimmt? Ich bin ganz neugierig. Schreibe es doch einfach in das Kommentarfeld.

Für heute genug.

Herzlich, Eure Petra Kolossa.

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