Strahlender Regenschein

“Komm, lass uns etwas spazieren gehen!”, so ein junger Mann in einem Film, den ich vor einigen Wochen sah. “Es regnet. Heute nicht.”, bekam er müde von seiner Angebeteten als Antwort. “Heh, heh schau mal raus! Draußen ist strahlender Regenschein!”

Ich musste lächeln und notierte mir diese zwei Wörter, denn ich wusste, dass ich das Thema eines Tages aufgreifen möchte.

Mich faszinierte die Wortkombination, die völlig paradox scheint.

Auch wenn ich den Regen mag und wir alle wissen, dass er lebensnotwendig ist, bevorzugen wir doch in der Regel ein trockenes und sonniges Wetter, um draußen zu verweilen. In der Wortkombination, “strahlender Regenschein”, stecken sinnbildlich zwei positive Wörter – strahlen und scheinen. Hingegen bringt das eine Wort “Regen” dem Ganzen einen negativen Anstrich. Es erdrückt sogar die beiden positiven Wörter und wiegt etwas schwerer.

Es sind immer wieder Kompromisse, die wir eingehen, obwohl wir es eigentlich nicht wollen. Es sind Situationen, die nicht wirklich schlimm sind, nur ein klein wenig unter fünfzig Prozent. In dem oben beschriebenen Film zog sie sich eine Jacke und Schuhe an, griff nach dem Regenschirm und sie gingen nach draußen. Sie tat es ihm zum Gefallen.

Jahrelang ging ich Kompromisse ein und quälte mich mit sogenannten waterproof Mascara, was leider äußerst selten zutraf. Ich hasse verschmierte Augen, wenn die Augen brennen, oder der Mascara im Laufe des Tages zu krümeln beginnt. Vor etwa zwanzig Jahren testete ich einen wasserfesten Mascara einer französischen hochwertigen Marke. Ich war damit äußerst zufrieden. Er erfüllte alle meine Anforderungen. Auch, wenn ich für das Biest glatte fünfundzwanzig Euro ausgab, war es doch letztendlich immer noch preiswerter, als immerzu irgend etwas auszuprobieren. Vor zwei Wochen war meiner aufgebraucht. Mit Zähneknirschen und schon fast schlechtem Gewissen ging ich den Kompromiss ein und kaufte einen neuen. Denn der Preis hat sich auf vierzig! Euro erhöht. Trotz kleinem Rabatt bezahlte ich siebenunddreißig Euro und zwei Cent für diesen wasserfesten Mascara, der keinerlei Produktveränderungen aufweist. Auch das ist “strahlender Regenschein”.

Das ist ein unbedeutendes Beispiel aus dem praktischen Alltagsleben. Es gibt jedoch unendlich viele Kompromisse, die wir aus Pflichtgefühl, Verantwortungsbewusstsein, jemandem nicht weh tun wollen oder um einfach selbst in Ruhe gelassen werden wollen, eingehen. Auch, wenn wir die Dinge eigentlich nicht tun wollen.

Ich frage mich gerade, wo wohl die Schmerzgrenze liegen mag, wir die Kompromissbereitschaft aufgeben und einfach Nein sagen. Auch, wenn aus dem “strahlenden Regenschein” ein handfestes “Gewitter” wird.

Kommt gut in die neue Woche.

Herzlich, Eure Petra Kolossa.

Sonntagsschwätzchen

Ein trüber, dunkler Tag, acht Grad. Der starke Wind peitscht den Regen gegen das Fenster. Ich mache mir einen starken Kaffee und entscheide mich für “Lovingly”, by Bruce Willis.  Dieses Duftgemisch, das meiner Tasse Kaffee entweicht und dem femininen Parfum, das mich umgibt, stimmt mich mit diesem müden Tag versöhnlich. Ich stelle die Tasse Kaffee auf meinen Schreibtisch und ärgere mich eine klitzekleine Sekunde über die nächtlichen, inzwischen getrockneten, sandigen Pfotenabdrücke der Kätz auf meinem Arbeitsplatz. Letztendlich muss ich lächeln. Denn auch das ist das Leben mit den zwölf Pfötchen.

Neulich erzählte ich Euch von meinen Karma-Kärtchen. Die Schachtel liegt auf meinem Schreibtisch. Und diese Karte habe ich soeben für uns gezogen:

“Höre nie auf, zu entdecken”.

So ganz spontan gefragt: Was hast Du heute entdeckt?

Ich entdeckte heute an mir, dass mir die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit überhaupt nichts ausmachte. Hingegen umgekehrt tat ich mich ein paar Tage mit der Umstellung schwer. Und wenn ich etwas tiefer nachdenke, ist das eigentlich schon immer so gewesen. Woran mag das nur liegen?

Wenn es nach mir ginge, könnte es einfach Sommerzeit bleiben. Auch, wenn die sogenannte Winterzeit die eigentlich “richtige Zeit” ist.

Vor fünf Jahren hat die EU eine Umfrage gestartet, um herauszufinden, was die Menschen wollen. Vierundachtzig! Prozent der Europäer wollen keine Zeitumstellung. Aber mit derart unwichtigen Dingen hat sich die EU zuletzt 2019 befasst und seitdem ruht wegen Uneinigkeit der ganze Kram. Diesen interessanten Beitrag der “Tagesschau” vom heutigen Tag fand ich beim Stöbern zu diesem Thema im Netz. Schaut einfach mal rein.

Ein unsägliches Thema ist das ideologisch, politisch gefärbte und oktroyierte Verwursteln unserer deutschen Sprache. Ich spreche vom Gendern, das die Mehrheit der Deutschen, nämlich über siebzig Prozent, ablehnen. Ich bin Mitglied im “selfpublischer-Verband”. Vier mal im Jahr erhalte ich eine Fachzeitschrift. Als ich die vierte im letzten Jahr versuchte zu lesen und mir auch in dieser immer wieder die Konzentration auf den Inhalt des Textes genommen wurde, weil ich über die dämlichen Doppelpünktchen, Sternchen und neu kreierten Wortschöpfungen stolperte, dachte ich darüber nach, diese mir sonst so lieb gewordene Zeitschrift zu ignorieren und mich davon zu trennen.

Vor einigen Tagen erhielt ich die aktuelle Ausgabe für dieses Jahr. Ein Thema war ChatGPT. Erst kürzlich hörte ich dazu einen Podcast. Es ist ein sehr interessantes Feld und spannend zu hören, welche Ausmaße KI, also künstliche Intelligenz, nehmen kann und gehen wird. Aber zurück zur Fachzeitschrift und diesem Beitrag dazu.

Der Artikel wurde via ChatGPT geschrieben, also der überwiegende Teil davon. Was die ganze Sache sympathisch macht? ChatGPT kann nicht gendern. Im Text gibt es eben nur Buchhändler, Bibliothekare, Autoren, Leser …

Witzig ist nur, dass vor der Überschrift die Autoren wie folgt benannt wurden:

“Autor*in: ChatGPT und Sandra Uschtrin”

Ein sehr interessantes Interview mit der Sprachwissenschaftlerin Katerina Stathi las ich kürzlich zum Thema “Sprache hat nicht die Funktion Gerechtigkeit abzubilden”. Ich habe den Text für Euch verlinkt.

Ganz sicher werde ich immer wieder das Gender-Thema frequentieren, zumindest, bis dieser Unsinn ein Ende gefunden hat. Hoffentlich bald.

Diese abstrakte Assemblage, die in kleinem Stück im Hintergrund zu sehen ist, entstand im Jahr 2019. Ich fertigte sie für eine kleine Ausstellung in einer Marina am Bodensee.

Im Juni / Juli diesen Jahres werde ich mit unserer Künstlergruppe “seeArt” in Eriskirch ausstellen. Bei unserem letzten Künstlertreffen änderten wir ganz spontan den eigentlichen Titel der Ausstellung in “See(h)weisen”. Im Augenblick bin ich dabei, ein Konzept für ein paar neue Werke explizit für diese Ausstellung zu enwickeln. Wenn es einmal durch den Kopf ist, ist der “Rest” dann nur noch mit Fleiß zu bewältigen 😉

So werde ich mich heute mit ganz banalen Dingen beschäftigen. Damit mein Kopf genügend Freiraum hat, seine Arbeit zu tun. Denn bis Ende nächste Woche muss das Thema verdaut sein, damit ich mich an die praktische Umsetzung machen kann.

Das Bild schickte mir vor wenigen Tagen ein lieber Freund. Das trifft tatsächlich den Nagel auf den Kopf.

Jetzt erst einmal ein Käffchen für Euch und für mich 😀

Einen schönen Sonntag wünscht Euch,

Eure Petra Kolossa.

Endlich Licht und Luft

Zu meinem Geburtstag schenkte mir meine Tochter ein Schächtelchen mit fünfzig Karten. Karma-Kärtchen – “Achtsamkeit für Dich”. Ich legte diese Schachtel auf meinen Schreibtisch für einen ruhigen Moment, um dann darin herumzustöbern.

Nun, eigentlich habe ich jetzt keinen ruhigen Moment, dennoch griff ich nach dieser Schachtel, zupfte ein Kärtchen und las:

Ich dachte an den gestrigen Morgen und musste lächeln.

Die durchgelegene Matratze in diesem Hotelzimmer mit dem Charme der Siebziger quälte meinen Rücken. Unausgeschlafen tappste ich die Treppen nach unten. Noch immer lag der kalte Küchengeruch des Restaurants vom Vorabend in den verwinkelten Gängen. Meine Füße trugen mich durch die dunklen Gänge und Räume, die einem Fuchsbau gleichen, zum minimalistischen Frühstücksbuffet in den Anbau mit großen Fenstern. Endlich Licht! Aus billigen, altmodischen Lautsprechern krächzten Fußballergebnisse, abgelöst von irgendwelchen Oldies eines regionalen Radiosenders. Die diensthabende Chefin schlürft müde, schlecht frisiert und nachlässig gekleidet durch den Raum. Sie bringt den Kaffee zu den frischen Brötchen.

Ganz gleich, wohin mein Auge schaut, alles in diesem Hotel ist verbraucht, abgewetzt, krumm und schief. Ich gehe in die dunkle Kneipe, um die Rechnung der letzten zwei Tage zu begleichen und ärgere mich ein wenig, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis unstimmig ist. Der klobige Messinganhänger mit eingestanzter Nummer einundzwanzig liegt nun mit dem Zimmerschlüssel zwischen den Büchern und sonstigem auf dem Tresen und ich weiß, dass ich dieses Hotel kein zweites Mal buchen werde.

Tief sauge ich die frische kühle Luft des Morgens ein, steige ins  Auto und wir entscheiden uns, nicht sofort in Richtung Autobahn, sondern die wenigen Meter zum Hafen am Rhein zu fahren, um ein paar Meter zu gehen.

Die frische Brise, die im Hafen lag, die Sonnenstrahlen, die sich durch die Wolken kämpften und sich im Wasser brachen sowie die Ruhe, die uns empfing; es tat so gut.

                                   

Es war wie ein Befreiungsschlag aus dem dunklen und ermüdenden Ambiente dieses verbrauchten Hotels, das mir die Energie abzusaugen schien. 

Das Bild machte ich mitten in der Nacht, etwas müde, als ich ins Hotelzimmer zurückkehrte.

Das erste Karma-Kärtchen, das ich zupfte …

“Wenn die Welt Dich überrumpelt, atme einfach die frische Luft ein, koste die Stille aus …”

Das ist wohl wahr. Der kurze Spaziergang stimmte mich tatsächlich versöhnlich. Letztendlich habe ich keine Ahnung, was die Gründe sind, weshalb dieses Hotel so ist, wie es ist. Ich kenne nicht die Menschen, die dort beschäftigt sind und ich sollte nicht so hart urteilen, rüge ich mich ein wenig selbst.

In diesem Sinne: Genießt täglich ein paar Minuten an der frischen Luft. Ich habe mir vorgenommen, das zu tun 😉

Einen guten Wochenanfang wünscht Euch

Eure Petra Kolossa.

Durch einen Rahmen begrenzen

Kennst Du das? Eigentlich ist es nur eine kurze Strecke von fünfundzwanzig Kilometern. Du planst mit Toleranz fünfundvierzig Minuten ein. Und dann: An jeder Kreuzung steht die Ampel auf rot. Und mit jeder weiteren geht der Blick auf die digitale Uhr der Navigation und so langsam beginnst Du nervös zu werden, denn Dir wird bewusst, dass Du, wenn noch ein klitzekleines Hindernis dazwischen kommt,  wahrscheinlich Deinen Termin nicht halten kannt. Und genauso kommt es.

Nun, manch einer beginnt im Quadrat zu springen. Ich werde in solchen Situationen total ruhig. Mir ist bewusst, dass ich nichts daran ändern kann und ich füge mich der ganzen Sache. Es ist, wie es ist. Ich lehne mich zurück in den Sitz und schaue nach oben durch das Dachfenster meines Autos … uuuuund

… unglaublich, der Blick in den Himmel beschränkt durch den Rahmen dieses Fensters. Das müsste man im Bild festhalten, denke ich.

Gedacht. Getan:

Der Blick fokussiert, geschärft und eingegrenzt in einem Rahmen kann Klarheit schaffen. Das sollte man mit so manchem Projekt, das auszuufern scheint, tun. Einengen auf das Wesentliche, an diesem Punkt ansetzen und loslegen.

Wie so oft, sind es die kleinen Dinge in unserem Leben, die unsere Wege kreuzen. An uns liegt es, diese winzigen Fingerzeige wahrzunehmen.

Macht das Beste daraus 😀

Herzlich, Eure Petra Kolossa.

Winterfrühling

Immerhin schaute gestern am Nachmittag die Sonne ein wenig durch die Wolken und trieb das Thermometer auf fünf, sechs Grad in den Plusbereich. Es ist meteorologischer Frühling, aber eigentlich noch Winter. Der Übergang vom Februar in den März ist für mich seit kindestagen schwammig. Ginge es nach mir, müsste der Frühling Anfang März kräftiger an die Pforte klopfen. Aber er tut es einfach nicht.

Wie immer hüllte ich mich zu meinem Geburtstag in eine kuschelig warme Hülle. Dieses Mal war ich nach Friedrichshafen eingeladen und ich habe keine Minute bereut. Die kühle, rauchige Stimmung am Bodensee kurz vor dem Sonnenuntergang ist unglaublich fazinierend.

“Bella Vista” – schöne Aussicht – ein kleines, sympathisches italienisches Restaurant, direkt am Bodensee mit einer feinen Küche, gutem Wein, angenehmer jazziger Hintergrundmusik … Ich mag es sehr.

Am vierten März 2020 hatten wir als einzige Gäste die volle Aufmerksamkeit des Personals. Wurde doch zwölf Tage später der “lockdown” in Deutschland verhängt und so gut wie keiner wagte sich in ein Lokal. So ist es inzwischen wieder so, dass ohne einer Reservierung kein Platz zu haben ist. Wenn Du dort einmal einen Abend genießen willst, so reserviere zuvor und bitte um einen Tisch in der ersten Etage. Denn von dort kannst Du das Ambiente in vollen Zügen genießen.

… ein Schnappschuss von meinem Schreibtisch. Geburtstagsblumen in meiner bunten Welt 😉

Einen erholsamen Sonntagabend wünscht Euch,

Eure Petra Kolossa.

DD, 13. Februar

Heute ist wieder ein 13. Februar. Der Tag in jedem Jahr, an dem mein Herz und meine Gedanken ganz besonders in dieser wunderschönen Stadt verweilen, meiner Heimatstadt Dresden.

Vor sieben Jahren schrieb ich diesen Beitrag. Der heutige Tag soll Anlass sein, ihn nochmals auf Euren Weg zu geben.

Möge sich das, was damals in dieser Welt geschah, niemals, niemals! wiederholen.

Herzlich, Eure Petra Kolossa.


“Ich will euch etwas erzählen. Etwas, das wir niemals vergessen dürfen. Ihr habt es zum Glück nicht erlebt und sollt das niemals erleben. Aber ihr sollt dafür sorgen, dass so etwas niemals mehr geschehen wird. Hört zu. Ich war mittendrin. … “, so begann Frau Kunath, meine damalige Klassenlehrerin.
Es war in der ersten oder zweiten Klasse vor über fünfzig Jahren. Die dunklen Augen in dem sonst so fröhlichen runden Gesicht der kleinen Frau füllten sich mit Tränen und sie sah so sehr traurig aus. Diese Situation hat sich in mir eingebrannt, weil ich zu diesem Zeitpunkt davon das erste Mal erfuhr. Jedes Wort saugte ich in mir auf. Sie schilderte uns kindgerecht, wie schrecklich die Bombennacht auf Dresden war. Erzählte uns von den Ängsten der Menschen, der wahnsinnigen Hitze der brennenden Stadt und den folgenden zwei weiteren sinnlosen Bombenabwürfen auf das bereits in Trümmern liegende, brennende Dresden. Sie erinnerte sich, wie sie mit ihrer Mutter durch die kaputten Straßenzüge ging und sich wunderte, weshalb die Leute in dem entgleisten Straßenbahnwagen schliefen. Die starken Druckwellen nahmen den Menschen das Leben. … Sie erzählte uns auch, wie stark die Dresdner waren, wie sie mit ihren Händen und dem Wenigen, was noch war, ihre Stadt Stein um Stein aufbauten. Wie vor allem Frauen, die Trümmerfrauen, schufteten, weil viele Männer nicht aus dem Krieg zurückkamen und mit anpacken konnten …

Jedes Jahr, wenn sich der 13. Februar nähert, denke ich an diese Episode, die sich in mein Bewusstsein bis heute eingebrannt hat. Jedes Jahr, solange ich in Dresden lebte, ging ich, wie so viele andere Dresdner, zur Ruine der Frauenkirche, ein Symbol, ein Mahnmal an diese Bombennacht.
Lange konnte ich den Neuaufbau der Frauenkirche nicht akzeptieren, ich war zerrissen eben aus diesem Grund. Im Jahr 2003 hatte ich die Gelegenheit noch während der Bauphase die Kirche von innen zu sehen. Als meine Hände über das helle, warme Holz im Inneren glitten, versöhnte ich mich allmählich. Heute ist diese Kirche für mich ein wunderbares Kunstobjekt, hell, warm, positiv und einladend.

Heute ist wieder ein 13. Februar. Meine Gedanken sind in meiner Heimatstadt und ich weiß, dass 22:00 Uhr wieder alle Glocken in der Stadt läuten und ich um diese Zeit einen Herzschlag Zuhause sein werde.

Die politische Situation in Europa, in unserem Land und auch in Dresden ist prekär, wie seit langem nicht. Das wird sicher jedem von uns bewusst sein.
Mich quält jedoch, dass solch ein Tag wie dieser, von jeglichem politischem Couleur benutzt und missbraucht wird, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die einen blauäugig, die anderen spekulativ, die nächsten provokant – gar aggressiv, andere suggestiv …

Lasst den Dresdnern diesen Tag, um zu gedenken und sich selbst das Versprechen zu geben, dafür Sorge zu tragen, dass derartige Sinnlosigkeiten wie am 13. und 14. Februar 1945 in Dresden nie wieder geschehen werden.

Bilder: Holger Wagner und Petra Kolossa, November 2009

Möge der Rathausmann seine Hand schützend über Dresden halten …

In diesem Sinne, herzlich Ihre Petra Kolossa.

Der letzte …

… Beitrag in diesem Jahr. Im Ofen schmort ganz moderat das Abendessen in der Kasserole gefüllt mit Sauerkraut, Kartoffeln, untergehobenen Äpfeln. Alles fein abgeschmeckt und mit Kasselerscheiben abgedeckt. In einer Stunde wird der Schmaus fertig sein.

Ich bin dankbar, dass trotz des Infektes meine Geschmacksnerven und der Geruchssinn keine Beeinträchtigung erfahren haben.

… uuund das Fieber ist definitiv weg. Ich bin soooo froh. Das hat mich nämlich total geschwächt. Auch wenn ich immer noch k.o. bin, spüre ich, dass es aufwärts geht.

Draußen fliegen seit ein paar Stunden die ersten Böller. Ich bin froh, dass die Kätz einen feinen Instinkt haben und sich zu Hause ein ruhiges Plätzchen gesucht haben. Ich möchte es mir nicht vorstellen, was geschehen würde, wenn neben ihnen ein solcher Knaller platzen würde und sie erschreckt irgendwohin ziellos fliehen.

Ich selbst mochte noch nie diesen Lärm in den Silvesternächten.   Wollte man sich selbst nicht ausschließen, gehörte es einfach dazu, dabei zu sein. Mit jedem Knall erschrecke ich und zucke zusammen. Ich kann das auch nicht unterdrücken. Deshalb mache ich das wie die Katzen und bleibe am liebesten einfach nur zu Hause. Da ist alles gut. Ich kann Krach, laute knallende Gräusche und Lärm im allgemeinen, auch im täglichen Leben nicht gut ertragen. Es stresst mich.

Das 2022 geht zu Ende und ich habe keine Lust, Bilanz zu ziehen. Ich weiß, dass so einige Dinge nicht in trockenen Tüchern sind. Ich weiß, dass ich mich bei einigem entscheiden muss. Ok, das tat ich. Ich muss es nur noch teilweise vollziehen. Einige Dinge sind gut gelaufen. Zum Beispiel ist mein Leben in ein geregelteres Fahrtwasser gekommen. Das is gut so.

Mein Thema 2023 lautet “entrümpeln”. Das mag brutal oder aber lächerlich klingen. Aber ich möchte konsequent Stück für Stück ausräumen und aufräumen. Mich sollen auf den letzten Ritt meines Lebens nur die Dinge begleiten, die mich in meinem Job, bei meiner Kunst, beim Schreiben und meinem privaten Leben in irgendeiner Weise bereichern. Alles andere, das ich nur mitzuschleppen scheine, werde ich weiterreichen, wenn es gewünscht ist, verkaufen oder entsorgen. 

Ich bin ein kreativer Mensch und neige dazu an Dingen festzuhalten und nicht loslassen zu wollen. Noch heute besitze ich Sachen, die ich als Kind geschenkt bekommen habe. Ich bekam nicht oft Geschenke und wenn, so waren es Kleinigkeiten. Ich hatte immer Angst, wenn ich diese benutze, werde ich sie bald nicht mehr haben. Dann sind sie verbraucht und nicht mehr vorhanden. So habe ich diese kleinen Dinge gehütet und immer wieder Jahr für Jahr mit mir herumgetragen, fast zwanzig mal in Umzugskisten gepackt und wieder ausgeräumt – und das bis heute, über fünfzig Jahre lang!

Und nun könnt Ihr vielleicht verstehen, weshalb mein Thema 2023 ein kleines scheint, aber für mich ein riesengroßes ist.

In einer guten Stunde ist es Mitternacht. Das 2022 geht, das 2023 wetzt die Hufe und will uns 365 Tage begleiten. Lassen wir das alte gehen, in Frieden, ganz gleich wie beschissen es war und heißen das Neue willkommen.

Gestern bekam ich diese Tulpen geschenkt. Ein Sinnbild für Frische, Kraft und Energie.

Kommt gut ins 2023. Alles Liebe und Gute für Euch. Mein Herzenswunsch: Möge auch dieses Jahr für uns alle friedlich bleiben.

Wir lesen, hören und sehen uns im neuen Jahr 2023.

Bis dahin herzlich, Eure Petra Kolossa

Komm wie Du bist. Sei einfach da!

Diesen Blogeintrag schrieb ich über mehrere Tage. Am ersten Weihnachtsfeiertag begann ich damit und heute, am 29. Dezember werde ich ihn beenden. Der Infekt hat mich unglaublich im Griff. Ich war so sehr erschöpft, immer wieder fiebrig und müde, müde, müde. Um mich selbst zu überlisten, begann ich mit dem Schreiben. Leider schaffte ich nicht viel. Es war einfach zu anstrengend. Seit gestern habe ich nur erhöhte Temperatur. Aber irgendwie fühlt es sich fiebrig an. Dennoch begann ich, die ersten Handgriffe zu tun. Es war der zehnte Tag meines Infektes. Wenn ich diesen ganzen Mist endgültig bewältigt habe, hoffe ich sehr, dass ich wieder für die nächsten zwanzig, dreißig Jahre immun sein werde.

Inzwischen hörte ich von sehr vielen anderen Menschen, die derzeit genauso aus dem Rennen genommen wurden, die die gleichen Erfahrungen sammeln. Es ist einfach eine verdammt langwierige, sehr stark erschöpfende und unangenehme Sache.

Seit gestern schlafe ich am Tage nicht mehr. Ich will unbedingt wieder in einen guten Rhythmus kommen. Aaaaaber ich schone mich und tue fast nix. Haha, was soll ich auch machen? Bin nach zwanzig Treppenstufen praktisch tod 🙈

Aber genug gejammert. Auf geht’s! Hier also mein Blog, geschrieben in Etappen …

Die strahlende Sonne suggeriert Wärme. Es ist Mittag, mein Kopf schmerzt, das Fieber, das sich gestern wieder einstellte, ist gesunken und hält sich im Bereich “erhöhte Temperatur”. Ich öffne das Fenster, um frische Luft und die Wärme hereinzulassen, atme tief durch. Die gereinigte Luft tut mir gut. Nur die Wärme erweist sich als verdammt kühl. Nur fünf Grad, stelle ich fest. Mich fröstelt es, ob mit geöffnetem Fenster oder ohne. Es ist völlig egal. Am liebsten würde ich mich wieder in meine Decken einkuscheln und warten, bis der ganze Spuk ein Ende hat.

Ich zwinge mich, es nicht zu tun. Trinke Wasser, Wasser, Wasser und baue darauf, dass dieses den ganzen Mist aus meinem Körper spülen mag. Hoffentlich.

Es ist Sonntag. Nicht irgendein Sonntag, es ist der erste Weihnachtsfeiertag. Es ist also Weihnachten. Gestern war Heiligabend und wir alle packten liebevoll verpackte und gesandte Geschenke aus, auch ich. Während ich es tat, freute ich mich über diese Gaben, bekam jedoch gleichzeitigt schlechtes Gewissen, weil ich in diesem Jahr keine Kraft hatte, mich auf das Besorgen von Geschenken zu konzentrieren und als es dann fünf vor zwölf war, bremste mich der Infekt aus. Außer liebe Grüße per Post in einem Briefumschlag ging in diesem Jahr nichts auf die Reise.

Je weiter der Abstand zu den zu Beschenkenden ist, desto schwieriger ist es, ein Präsent auszuwählen, das wirklich Freude bereiten wird. Wir sind nicht nah genug, um zu erleben, wie deren Leben tatsächlich verläuft, welche Vorlieben und Wünsche sie haben. Oftmals mündet es in einem Gutschein oder Geld, das auf ein Konto überwiesen wird. Wie oft ist es so, dass wir Geschenke machen, weil wir glauben, es würde von uns erwartet. Täten wir es nicht, welch schlechter Ruf würde auf uns fallen. Ist es tatsächlich so?

Jahr für Jahr machte ich eine Liste mit all den Liebsten, die zu Weihnachten bedacht werden sollen. Und diese Liste ist sehr, sehr lang. Eine Patchworkfamilie bringt das so mit sich. Peinlich wurde darauf geachtet, dass der geldliche Wert für jeden gleich ist, damit sich keiner benachteiligt fühle. Welch ein Unfug, den ich nie verstand. Jahr für Jahr transformierten wir zu Weihnachten mehr als ein komplettes Monatseinkommen in Geschenke und Versandkosten.

In diesem Jahr funktionierte es einfach nicht. Zu Beginn hatte ich wahnsinnig schlechtes Gewissen. Inzwischen nicht mehr. Seit einigen Jahren denke ich immer wieder über diese Weihnachtsgeschenke nach. Jedoch hatte ich nun, durch meine Zwangspause bedingt, die mir die Infektion bescherte, sehr viel Zeit, darüber nachzudenken.

Als ich Kind war, bekamen wir von unseren Großeltern zu Weihnachten ein kleines Geschenk mit der Post geschickt. Sie wohnten knapp dreihundert Kilometer entfernt. Es war immer ein Buch enthalten. Ich habe die Auswahl geliebt. Eine Tafel Schokolade oder etwas ähnlich Süßes lag dabei und eine Kleinigkeit selbstgemachtes. Wie zum Beispiel drei Taschentücher oder eine genähte Schürze mit liebevoll bestickten Schmetterlingen. Opa bastelte einmal eine Puppenstube mit “echtem Licht”, als wir noch etwas kleiner waren. Die war total goldig. Hm, was ist eigentlich daraus geworden? Ich weiß es nicht. Die meisten Spielsachen “verschwanden” ganz unauffällig …  Ich habe nie darüber nachgedacht, ob diese Geschenke klein oder groß seien. Sie waren von meinen Großeltern und ich freute mich riesig darüber. Sonst schickte keiner etwas hin und her.

Auch wenn wir als Kinder Wunschzettel schrieben, wie das alle taten, gingen diese nicht so, wie wir uns das vorstellten in Erfüllung. Ich muss gerade daran denken, wie sich meine Schwester und ich einen Schlitten wünschten, solch einen mit Hörnern. Wir wollten auch wie die anderen Kinder schnell den Berg runtersausen und spielend diesen den Berg wieder hinaufbekommen. Nun, der Weihnachtsmann brachte einen Schlitten. Einen großen, auf dem drei Kinder Platz hatten und der keine Hörner hatte. Wir konnten mit dem großen Monster nichts anfangen. Es machte ja auch keinen Spaß, als Geschwister immer gemeinsam den Berg runterzurutschen und das große Ding zu zweit wieder hochzubuchsieren. Irgendwann benutzten die Eltern diesen, um damit die Wäsche in die Wäscherei zu bringen und wieder abzuholen. – Nur so am Rande: Ihr seht, Winter waren damals ganz normal, als wir Kinder waren. – 

Eine Puppennähmaschine, die ich mir als Elfjährige wünschte, brachte der Weihnachtsmann, als ich fünfzehn, fast sechszehn war. Inzwischen strickte ich mir meine Klamotten selbst. Ich hielt dieses praktische Kinderspielzeug, von dem ich vor einigen  Jahren träumte, meine Puppen zu beglücken, in den Händen und wusste nicht wirklich, was ich nun damit tun sollte.

Ich wurde nie großartig beschenkt und demzufolge habe ich irgendwie bis heute keine Erwartungshaltung. Und ganz ehrlich: Ich musste in meinem späteren Leben lernen, Geschenke anzunehmen und mich einfach nur zu freuen.

Wann ist das eigentlich geschehen, dass die Menschen zu Weihnachten diesem Kaufrausch verfallen sind und die ganzen Dinge quer durchs Land schicken? Ich weiß es nicht. Es scheint ein schleichender Prozess gewesen zu sein. Der immer mehr Fahrt aufnahm und durch die manipulativen Marketingstrategien der Wirtschaft und des Handels für ein mächtiges Umsatzplus sorgten. Irgendwann wurde das eine feste, planbare Wirtschaftsgröße, das man Weihnachtsgeschäft nannte.

Ich bin diesem ganzen Wahn so sehr müde. Statt irgendwelche Geschenke zu kaufen, teuer zu verschicken, Geld zu überweisen, Gutscheine zu produzieren … wünsche ich mir ein Zurück zu den Wurzeln. Weihnachten zum Beispiel gemeinsam zu verbringen. So könnte das Geschenk eine Übernachtung in einer Pension sein, kleine Aufmerksamkeiten, gemeinsames Kochen, quatschen, spielen, lachen, an die Frische Luft gehen, an den See fahren, was auch immer – einfach qualitativ wertvolle Zeit miteinander zu verbringen. – “Ihr wohnt sooo weit weg”, höre ich immer wieder. Ja, natürlich. Genauso weit weg, wie Du 😉 Schenke uns nichts, bezahle einfach die Tankfüllung oder das Bahnticket stattdessen und sei mit offenem Herzen da. Wer, wenn nicht wir, wissen, wie teuer ein solcher Tripp ist, den wir immer wieder unternehmen, um die Familie wenigstens ab und an zu treffen. Das nächste Mal bereits in zwei Wochen, sofern es die Gesundheit zulässt.

Ich bin ziemlich abgeschweift. Als ich soeben den Text durchlese muss ich wirklich lächeln. Das ist einfach nur geschrieben, geschrieben, geschrieben. Ohne, dass ich ein genaues Ziel vor Augen hatte. Es ist geplappert. Eins folgte dem nächsten. Kurz überlege ich, ob es Sinn ergibt, oder ob ich einfach die Delete-Taste drücke.

Ich lasse es stehen. Auch deshalb, weil sich in dieser Situation ganz sicher unendlich viele Menschen wiederfinden werden. Die Zeiten, dass sich fast alle Familienmitglieder im Umkreis von einhundert Kilometern verbinden können, sind seit langer Zeit Geschichte. Meine eigene Familie ist sehr klein. Jedoch im ganz deutschsprachigen Raum verteilt. Durchschnittlich liegen zwischen jedem von uns etwa sechshundert Kilometer. Es ist eine besondere Herausforderung. Und es gehört viel Feingefühl, ein ehrliches Herz und das Vernachlässigen des eigenen Egos dazu. Den einen geht es finanziell sehr gut, die anderen haben, gerade unter der augenblicklichen Situation sehr zu knabbern. Es sind alles Dinge, über die keiner gern redet. “Über Geld spricht man nicht. Man hat es einfach.” Mit dieser lapidar hingeworfenen Weisheit bin ich aufgewachsen.  Ich denke, dass inzwischen diese arrogante Denkweise so mancher revidieren musste. Das Leben ist oftmals ein harter Lehrer.

So wie ich es in der Überschrift notierte: “Komm wie Du bist. Sei einfach da.” Das trifft den Punkt in meinem Herzen. Ob mit einem kleinen Geschenk im Gepäck, oder ohne. Alles ist vollkommen in Ordnung!

Schreibt mir einfach, wie Ihr zu diesem Thema steht. Nutzt bequem die Kommentarfunktion dafür.

Dieses Bild ist aktuell. Ich mag mich derzeit selbst nicht anschauen. Deshalb habe ich es mit dieversen Filtern und ein paar Tricks manipuliert. Und Hocus Pocus sind Augenringe verschwunden und die Blässe wirkt plötzlich total vornehm 😅

Ich verabschiede mich für heute.

Herzlich grüßt Euch, Eure Petra Kolossa.

Drei Tage kommt’s, drei Tage bleibt’s

… drei Tage geht es plus einen Bonustag obendrauf. So kommen wir auf satte zehn Tage.

Wovon ich spreche? Von einer elenden Grippe, die mich ereilte. Etwas ähnliches hatte ich irgendwann vor zwanzig oder dreißig Jahren. Wenn ich also die zehn Tage weiterzähle, werde ich am 28. Dezember wieder fit sein. Ich bin gespannt, ob dieser Spruch, den ich den Betroffenen immer vorbetete wirklich passt.

Dieser Infekt mit allem Drum und Dran ist wirklich nicht toll. In der ersten Nacht konnte ein Wadenwickel das Fieber drücken. Dann habe ich zwei Tage zu siebzig Prozent geschlafen. Meinen Husten konnte ich mit Zwiebelsirup ziemlich gut bekämpfen. Das machte ich bereits bei meinen Kidern so. Und das hat immer geholfen. Die Halsschmerzen und den kratzenden Hals beruhige ich mit Gurgeln. In das Wasser gebe ich dafür fünf Sprüher Aloe-Emergency-Spray. Ein unglaublich gutes Gefühl. Und ich trinke Wasser, Wasser, Wasser mit einem Stück frischem Ingwer.

Warum schreibe ich das alles? Weil ich glaube, dass etliche Menschen viel zu schnell in die Pillenzauberkiste greifen und sich dann wundern, das der ganze Hocus Pocus nicht anschlägt und die Zeit der Heilung immer mehr Zeit in Anspruch nimmt. Irgendwann ist der Körper resistent und will immer stärkere oder noch mehr dieser Mittelchen. Ich denke, dass eine ganz normale Grippe mit oder ohne Chemie zehn Tage braucht, um auszuheilen. – Wir werden sehen, wie es am 28. Dezember bei mir ausschauen wird.

Vor etwa zwanzig Jahren hatte ich eine interessante Begegnung in der Lutherstadt Wittenberg. Der junge Mann erzählte mir, dass die meisten Krankheiten eine seelische Ursache haben. Er nannte mir einige und ich erinnere mich daran, wie er sagte, dass ein Schnupfen, eine Erkältung oder Grippe meistens “Ich habe die Schnauze voll.” bedeute. An diese Aussage muss ich soeben denken.

Ich reflektiere meine letzten Wochen. Und ich muss feststellen, dass mein Immunsystem ziemlich unten war und dieser Grippe weit die Tore öffnete und mich zwang, komplett runterzufahren.

Ich war total ausgepowert. Es war zum Teil ein Seiltanz, die Termine zu bewältigen und Verantwortung für zu vieles zu übernehmen. Den Rest gab dann die nicht geheizte Alte Kirche, in der wir die Buchlesung im Rahmen des Kunstevents von seeArt hatten. Angeblich habe die Stadt via Fernschaltung die Wärme ausgeschaltet. Wegen der Sparmaßnahmen, hieß es. Ich war ein Eisblock, total ausgekühlt und durchgefroren stieg ich nach der Veranstaltung ins kalte Auto und fuhr nach Hause. Derart geschwächt, war es kein Kunststück den Bazillen &. Co. ein vorrübergehendes Zuhause zu liefern. – Ursache und Wirkung. Es ist tatsächlich eine Dialektik.

… wenn man da nicht schnell gesund wird 🙂 Als ich dieses Vitamin-Paket sah, ging mein Herz ganz weit auf.  Es ist so liebevoll und schön. Vielen Dank, liebe Agnes.

Das Bild entstand am Montag. Ich war bereits gesundheitlich angegriffen, brachte meinen Job aber mit ach und krach zu Ende. Mich nervten noch einige Unzulänglichkeiten und Gespräche mit Menschen, denen jedes Feingefühl abhanden gekommen schien. Ein kleiner Anstoß und meine Sollbruchstelle war erreicht.

Mit diesem Bild zog ich symbolisch hinter mir den kunterbunten Vorhang zu und wollte nur noch meine Ruhe. Mehr nicht.

Das Universum schien mich erhört zu haben. Denn ich bekam diese Ruhe, auch wenn es eine etwas unangenehme ist.  Aber ehrlich: Hätte ich mich ohne diesen Bazillen tatsächlich zurückgezogen? Nein. Ich hätte immer weiter, weiter, weiter … gemacht.

Alles hat seinen Sinn im Leben. So auch dieser Infekt. Ich verdamme ihn nicht, auch, wenn ich den nicht besonders mag. Er zwingt mich zur Ruhe. Und ich weiß, dass wir uns in Freudschaft nach dem zehnten Tag trennen werden.

Für heute soll es genug sein. Passt gut auf Euch auf und bleibt schön gesund.

Herzlich, Eure Petra Kolossa.

von Tagebüchern, Morgenseiten und so

Es gibt Leute, die schreiben Tagebücher. Das habe ich so einige Male in meinem Leben ausprobiert. Klargekommen bin ich damit nicht. Letztendlich hat es mich immer wieder gelangweilt, meinem Büchlein zu erzählen, was geschehen und was meine Meinung zu dem Gewesenen ist oder war. Ich fragte mich, was ich damit wohl eines Tages tun werde und weshalb die Menschen solche Tagebücher schreiben. Es ist nur meine Vermutung. Ich denke, sie wollen etwas hinterlassen, wenn sie eines Tages gehen. Tagebücher werden für die nahen Angehörigen, die irgendwann Hinterbliebenen, geschrieben. Sicher kann man sich in den Seiten erklären, warum dieses und jenes aus der Sicht des Schreiberlings so oder so zu verstehen sei und man es doch verstehen müsse. Damit ist das Thema abgehakt. Irgendwann werden es schließlich die Nachkommen wissen, die Seele ist befreit und man kann nun weitergehen.

Ergibt das Sinn? Ich denke nicht. Wenn ich ein solches Tagebuch vererbt bekäme, es in den Händen halten würde, wäre ich sauer, so etwas zum Beispiel zu lesen. Ich würde in einem Gefühlschaos versinken, schlechtem Gewissen, ein wenig Wut, Verzweiflung, Traurigkeit und Hilfslosigkeit. Mir würde bewusst, dass nichts mehr an der Situation verändert werden kann. Mir würde bewusst, dass dieser Mensch in einer Einsamkeit seine Gedanken zu Papier brachte, um zu reden. Warum suchte dieser nicht das Gespräch? Wollte er nicht stören, nicht belasten? Fürchtete er die Diskussion, vielleicht nicht verstanden zu werden, Vorwürfe, korrigiert und zurechtgewiesen zu werden, nicht ernst genommen, belächelt zu werden? Und ich würde mir selbst Vorwürfe machen, nicht für diesen Menschen dagewesen zu sein. Ich hätte das Gefühl, ein schlechter Mensch zu sein, zu wenig für diese Person getan zu haben, ganz gleich, was mir selbst von dieser im Leben gegeben wurde.

Würde ich von Geschichten lesen, die spannend und amüsant sind, von denen ich zuvor nie etwas hörte, wäre ich genauso traurig. Enttäuscht darüber, dass diese Person es zu Lebzeiten nicht fertig brachte, davon zu erzählen. Um das nicht mit ins Grab zu schleppen, dennoch auf Papier brachte.  Kurz und gut: Tagebücher sind mir in der heutigen Zeit suspekt.

In den vergangenen Jahrhunderten gab es weniger die Möglichkeit, sich zu äußern, weil die gesellschaftliche Akzeptanz, vor allen Dingen von Frauen, eine offene Unterhaltung oder gar Meinungsäußerung kaum möglich machte. So waren Tagebücher oftmals das Sprachrohr von klugen Frauen.

Nicht zu vergessen: Da gibt es noch die Teenies, die temporär Tagebuch schreiben. Für sie eine Möglichkeit, sich mit dem eigenen Gefühlschaos zwischen Kind und Jugendlichem zu ordnen. Mit den “Alten” wollen sie nicht so gern darüber sprechen und bei den Gleichaltrigen fühlen sie sich unsicher, vielleicht von Angst behaftet, sich zu blamieren.

Derartige Tagebücher werden später noch einmal gelesen und meistens mit einem Lächeln entsorgt. Ich weiß von einigen Eltern, die die Tagebücher ihrer Kinder gelesen haben. Sie hatten kein Verständnis dafür, dass ich es nicht tat, obwohl ich wusste, dass meine Tochter ebenso eins schrieb. Sie meinten, es sei wichtig, zu wissen, was die Kinder denken. Ich meine, es ist wichtig, den Kindern eine Sicherheit, ein Vertrauen zu geben, dass sie es tatsächlich nur für sich tun, weil es in diesem Augenblick sehr wichtig für sie ist.

Ich schreibe Morgenseiten. Davon hatte ich hier bereits einige Male berichtet. Drei Seiten werden ohne Nachzudenken hintereinanderweg am Morgen geschrieben. Der Kopf, die Gedanken werden dadurch fokussiert. Es schafft Klarheit. Der Tag bekommt Linie. Oftmals sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Morgenseiten zwingen den Kopf zu arbeiten und oft blitzt die Lösung auf.  Alles!, was am Morgen durch den Kopf schwirrt wird aufgeschrieben. Nach drei Seiten ist Stopp. Und ich kann nur sagen, das ist ganz sicher nicht für die Nachwelt bestimmt. Das tue ich für keinen anderen Menschen, als nur für mich. Es hilft mir unter anderem beim Schreiben meiner Texte und ist Impulsgeber.

Vor einigen Wochen stellte ich von jetzt auf jetzt das Schreiben meiner Morgenseiten ein. Der Grund? Ein Gespräch mit einer Freundin öffnete mir die Augen. Denn sie erzählte von den Aufzeichnungen und Tagebüchern eines Hinterbliebenen. Ich dachte an die unendlich vielen Dinge, die ich schriftlich festhalte. Die Vorstellung, dass diese von neugierigen Augen verschlungen werden, ließ mich in diese Blockade fallen. Damit will ich nicht sagen, dass ich morgen schon diese verrrückte Welt verlassen will. Das Blöde ist nur, keiner weiß, wann das geschehen wird.

Also beschloss ich, nach einer Lösung zu suchen und das, was bereits vorhanden ist, bei Gelegenheit aufzuarbeiten.

Heute am zeitigen Morgen saß ich wie immer ein paar Minuten auf dem Bett. Das tue ich immer, bevor ich aufstehe. Manche Leute nennen es vielleicht meditieren. Es ist sicher so etwas ähnliches, nur, dass ich es völlig intuitiv mache. Ich dachte an meine Morgenseiten und daran, dass mir dieses Schreibritual guttat. Und in diesem Augenblick hatte ich die Lösung.

Schrieb ich bisher diese Seiten mit dem Füllfederhalter auf Papier, so tue ich es ab jetzt mit meinen zehn Fingern auf einem passwortgeschützten USB-Stick. Hach, ich freue mich, wieder mit meinen, nur meinen! Morgenseiten zu starten. Ein gutes Gefühl 🙂

Nun kann der Tag beginnen. Der Morgen ist noch nebelig, grau und kühl.

Ich wünsche Euch einen guten Start in den besonderen Monat Dezember.

Ich werde in den nächsten Tagen immer wieder etwas Neues in meinen Online-Shop einstellen.

Für Dich,  habe ich ein Dankeschön, ein kleines Geschenk für den gesamten Monat Dezember 💛 😀

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Einen wunderschönen ersten Dezember für Euch.

Herzlich, Eure Petra Kolossa.