Sonntagsschwätzchen

Ein trüber, dunkler Tag, acht Grad. Der starke Wind peitscht den Regen gegen das Fenster. Ich mache mir einen starken Kaffee und entscheide mich für “Lovingly”, by Bruce Willis.  Dieses Duftgemisch, das meiner Tasse Kaffee entweicht und dem femininen Parfum, das mich umgibt, stimmt mich mit diesem müden Tag versöhnlich. Ich stelle die Tasse Kaffee auf meinen Schreibtisch und ärgere mich eine klitzekleine Sekunde über die nächtlichen, inzwischen getrockneten, sandigen Pfotenabdrücke der Kätz auf meinem Arbeitsplatz. Letztendlich muss ich lächeln. Denn auch das ist das Leben mit den zwölf Pfötchen.

Neulich erzählte ich Euch von meinen Karma-Kärtchen. Die Schachtel liegt auf meinem Schreibtisch. Und diese Karte habe ich soeben für uns gezogen:

“Höre nie auf, zu entdecken”.

So ganz spontan gefragt: Was hast Du heute entdeckt?

Ich entdeckte heute an mir, dass mir die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit überhaupt nichts ausmachte. Hingegen umgekehrt tat ich mich ein paar Tage mit der Umstellung schwer. Und wenn ich etwas tiefer nachdenke, ist das eigentlich schon immer so gewesen. Woran mag das nur liegen?

Wenn es nach mir ginge, könnte es einfach Sommerzeit bleiben. Auch, wenn die sogenannte Winterzeit die eigentlich “richtige Zeit” ist.

Vor fünf Jahren hat die EU eine Umfrage gestartet, um herauszufinden, was die Menschen wollen. Vierundachtzig! Prozent der Europäer wollen keine Zeitumstellung. Aber mit derart unwichtigen Dingen hat sich die EU zuletzt 2019 befasst und seitdem ruht wegen Uneinigkeit der ganze Kram. Diesen interessanten Beitrag der “Tagesschau” vom heutigen Tag fand ich beim Stöbern zu diesem Thema im Netz. Schaut einfach mal rein.

Ein unsägliches Thema ist das ideologisch, politisch gefärbte und oktroyierte Verwursteln unserer deutschen Sprache. Ich spreche vom Gendern, das die Mehrheit der Deutschen, nämlich über siebzig Prozent, ablehnen. Ich bin Mitglied im “selfpublischer-Verband”. Vier mal im Jahr erhalte ich eine Fachzeitschrift. Als ich die vierte im letzten Jahr versuchte zu lesen und mir auch in dieser immer wieder die Konzentration auf den Inhalt des Textes genommen wurde, weil ich über die dämlichen Doppelpünktchen, Sternchen und neu kreierten Wortschöpfungen stolperte, dachte ich darüber nach, diese mir sonst so lieb gewordene Zeitschrift zu ignorieren und mich davon zu trennen.

Vor einigen Tagen erhielt ich die aktuelle Ausgabe für dieses Jahr. Ein Thema war ChatGPT. Erst kürzlich hörte ich dazu einen Podcast. Es ist ein sehr interessantes Feld und spannend zu hören, welche Ausmaße KI, also künstliche Intelligenz, nehmen kann und gehen wird. Aber zurück zur Fachzeitschrift und diesem Beitrag dazu.

Der Artikel wurde via ChatGPT geschrieben, also der überwiegende Teil davon. Was die ganze Sache sympathisch macht? ChatGPT kann nicht gendern. Im Text gibt es eben nur Buchhändler, Bibliothekare, Autoren, Leser …

Witzig ist nur, dass vor der Überschrift die Autoren wie folgt benannt wurden:

“Autor*in: ChatGPT und Sandra Uschtrin”

Ein sehr interessantes Interview mit der Sprachwissenschaftlerin Katerina Stathi las ich kürzlich zum Thema “Sprache hat nicht die Funktion Gerechtigkeit abzubilden”. Ich habe den Text für Euch verlinkt.

Ganz sicher werde ich immer wieder das Gender-Thema frequentieren, zumindest, bis dieser Unsinn ein Ende gefunden hat. Hoffentlich bald.

Diese abstrakte Assemblage, die in kleinem Stück im Hintergrund zu sehen ist, entstand im Jahr 2019. Ich fertigte sie für eine kleine Ausstellung in einer Marina am Bodensee.

Im Juni / Juli diesen Jahres werde ich mit unserer Künstlergruppe “seeArt” in Eriskirch ausstellen. Bei unserem letzten Künstlertreffen änderten wir ganz spontan den eigentlichen Titel der Ausstellung in “See(h)weisen”. Im Augenblick bin ich dabei, ein Konzept für ein paar neue Werke explizit für diese Ausstellung zu enwickeln. Wenn es einmal durch den Kopf ist, ist der “Rest” dann nur noch mit Fleiß zu bewältigen 😉

So werde ich mich heute mit ganz banalen Dingen beschäftigen. Damit mein Kopf genügend Freiraum hat, seine Arbeit zu tun. Denn bis Ende nächste Woche muss das Thema verdaut sein, damit ich mich an die praktische Umsetzung machen kann.

Das Bild schickte mir vor wenigen Tagen ein lieber Freund. Das trifft tatsächlich den Nagel auf den Kopf.

Jetzt erst einmal ein Käffchen für Euch und für mich 😀

Einen schönen Sonntag wünscht Euch,

Eure Petra Kolossa.

Endlich Licht und Luft

Zu meinem Geburtstag schenkte mir meine Tochter ein Schächtelchen mit fünfzig Karten. Karma-Kärtchen – “Achtsamkeit für Dich”. Ich legte diese Schachtel auf meinen Schreibtisch für einen ruhigen Moment, um dann darin herumzustöbern.

Nun, eigentlich habe ich jetzt keinen ruhigen Moment, dennoch griff ich nach dieser Schachtel, zupfte ein Kärtchen und las:

Ich dachte an den gestrigen Morgen und musste lächeln.

Die durchgelegene Matratze in diesem Hotelzimmer mit dem Charme der Siebziger quälte meinen Rücken. Unausgeschlafen tappste ich die Treppen nach unten. Noch immer lag der kalte Küchengeruch des Restaurants vom Vorabend in den verwinkelten Gängen. Meine Füße trugen mich durch die dunklen Gänge und Räume, die einem Fuchsbau gleichen, zum minimalistischen Frühstücksbuffet in den Anbau mit großen Fenstern. Endlich Licht! Aus billigen, altmodischen Lautsprechern krächzten Fußballergebnisse, abgelöst von irgendwelchen Oldies eines regionalen Radiosenders. Die diensthabende Chefin schlürft müde, schlecht frisiert und nachlässig gekleidet durch den Raum. Sie bringt den Kaffee zu den frischen Brötchen.

Ganz gleich, wohin mein Auge schaut, alles in diesem Hotel ist verbraucht, abgewetzt, krumm und schief. Ich gehe in die dunkle Kneipe, um die Rechnung der letzten zwei Tage zu begleichen und ärgere mich ein wenig, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis unstimmig ist. Der klobige Messinganhänger mit eingestanzter Nummer einundzwanzig liegt nun mit dem Zimmerschlüssel zwischen den Büchern und sonstigem auf dem Tresen und ich weiß, dass ich dieses Hotel kein zweites Mal buchen werde.

Tief sauge ich die frische kühle Luft des Morgens ein, steige ins  Auto und wir entscheiden uns, nicht sofort in Richtung Autobahn, sondern die wenigen Meter zum Hafen am Rhein zu fahren, um ein paar Meter zu gehen.

Die frische Brise, die im Hafen lag, die Sonnenstrahlen, die sich durch die Wolken kämpften und sich im Wasser brachen sowie die Ruhe, die uns empfing; es tat so gut.

                                   

Es war wie ein Befreiungsschlag aus dem dunklen und ermüdenden Ambiente dieses verbrauchten Hotels, das mir die Energie abzusaugen schien. 

Das Bild machte ich mitten in der Nacht, etwas müde, als ich ins Hotelzimmer zurückkehrte.

Das erste Karma-Kärtchen, das ich zupfte …

“Wenn die Welt Dich überrumpelt, atme einfach die frische Luft ein, koste die Stille aus …”

Das ist wohl wahr. Der kurze Spaziergang stimmte mich tatsächlich versöhnlich. Letztendlich habe ich keine Ahnung, was die Gründe sind, weshalb dieses Hotel so ist, wie es ist. Ich kenne nicht die Menschen, die dort beschäftigt sind und ich sollte nicht so hart urteilen, rüge ich mich ein wenig selbst.

In diesem Sinne: Genießt täglich ein paar Minuten an der frischen Luft. Ich habe mir vorgenommen, das zu tun 😉

Einen guten Wochenanfang wünscht Euch

Eure Petra Kolossa.

Durch einen Rahmen begrenzen

Kennst Du das? Eigentlich ist es nur eine kurze Strecke von fünfundzwanzig Kilometern. Du planst mit Toleranz fünfundvierzig Minuten ein. Und dann: An jeder Kreuzung steht die Ampel auf rot. Und mit jeder weiteren geht der Blick auf die digitale Uhr der Navigation und so langsam beginnst Du nervös zu werden, denn Dir wird bewusst, dass Du, wenn noch ein klitzekleines Hindernis dazwischen kommt,  wahrscheinlich Deinen Termin nicht halten kannt. Und genauso kommt es.

Nun, manch einer beginnt im Quadrat zu springen. Ich werde in solchen Situationen total ruhig. Mir ist bewusst, dass ich nichts daran ändern kann und ich füge mich der ganzen Sache. Es ist, wie es ist. Ich lehne mich zurück in den Sitz und schaue nach oben durch das Dachfenster meines Autos … uuuuund

… unglaublich, der Blick in den Himmel beschränkt durch den Rahmen dieses Fensters. Das müsste man im Bild festhalten, denke ich.

Gedacht. Getan:

Der Blick fokussiert, geschärft und eingegrenzt in einem Rahmen kann Klarheit schaffen. Das sollte man mit so manchem Projekt, das auszuufern scheint, tun. Einengen auf das Wesentliche, an diesem Punkt ansetzen und loslegen.

Wie so oft, sind es die kleinen Dinge in unserem Leben, die unsere Wege kreuzen. An uns liegt es, diese winzigen Fingerzeige wahrzunehmen.

Macht das Beste daraus 😀

Herzlich, Eure Petra Kolossa.

Winterfrühling

Immerhin schaute gestern am Nachmittag die Sonne ein wenig durch die Wolken und trieb das Thermometer auf fünf, sechs Grad in den Plusbereich. Es ist meteorologischer Frühling, aber eigentlich noch Winter. Der Übergang vom Februar in den März ist für mich seit kindestagen schwammig. Ginge es nach mir, müsste der Frühling Anfang März kräftiger an die Pforte klopfen. Aber er tut es einfach nicht.

Wie immer hüllte ich mich zu meinem Geburtstag in eine kuschelig warme Hülle. Dieses Mal war ich nach Friedrichshafen eingeladen und ich habe keine Minute bereut. Die kühle, rauchige Stimmung am Bodensee kurz vor dem Sonnenuntergang ist unglaublich fazinierend.

“Bella Vista” – schöne Aussicht – ein kleines, sympathisches italienisches Restaurant, direkt am Bodensee mit einer feinen Küche, gutem Wein, angenehmer jazziger Hintergrundmusik … Ich mag es sehr.

Am vierten März 2020 hatten wir als einzige Gäste die volle Aufmerksamkeit des Personals. Wurde doch zwölf Tage später der “lockdown” in Deutschland verhängt und so gut wie keiner wagte sich in ein Lokal. So ist es inzwischen wieder so, dass ohne einer Reservierung kein Platz zu haben ist. Wenn Du dort einmal einen Abend genießen willst, so reserviere zuvor und bitte um einen Tisch in der ersten Etage. Denn von dort kannst Du das Ambiente in vollen Zügen genießen.

… ein Schnappschuss von meinem Schreibtisch. Geburtstagsblumen in meiner bunten Welt 😉

Einen erholsamen Sonntagabend wünscht Euch,

Eure Petra Kolossa.

Der Winter übt den Zwergenaufstand

In wenigen Tagen ist der erste März, also der meteorologischer Frühlingsanfang. Die fast vergangene Saison sollte ein wahnsinnig harter und strenger Winter werden, so wurde uns im Herbst letzten Jahres immer wieder aus den Medien vermeldet. Die “Ampel” tönte das in die ihnen hingehaltenen Mikrofone, rief zu teilweise absurden Sparmaßnahmen auf und sorgte für Inflation und Rezession. Denn sie habe ja keine Verantwortung zu tragen an den sinnfreien Boykottmaßnahmen gegen den vermeintlichen Feind, den großen Bären im Osten. Die Deutschen nickten und taten, wie ihnen geheißen.

Ja, über Nacht hat dieser Winter die Landschaft, zumindest hier bei uns im Süden, mit einer etwa drei Zentimeter hohen Schneedecke überzogen. Hin und wieder krümeln noch immer Schneeflöckchen. Der Sonntag ist trübe, das Weiß wirkt irgendwie grau und macht mir eine müde Laune.

Wenn ich den Wetterprognosen trauen soll, wird es in den nächsten Tagen wieder wärmer. Aber das ist so eine Sache mit dem Wetterbericht im Voraus. Konnte man sich vor einigen Monaten noch darauf weitestgehend verlassen, ist das inzwischen fast unmöglich. Ich habe einige dieser allgemein zugänglichen Vorhersagen verglichen und beobachtet. Der “Wahrheitsgehalt” liegt bei etwa einem Tag im Voraus (aber was ist schon Wahrheit). Und das verschob sich dann auch noch um einige Stunden im Laufe eines Tages. Tja, selbst auf’s Wetter ist kein Verlass mehr 😀

Kurz und gut, der diesjährige Winter war gefühlsmäßig keiner. Schade eigentlich. Ich mag die vier Jahreszeiten. Anderseits haben wir hier in unserem Land verdammt viel Glück damit, dass es nicht so war. Ich möchte mir nicht ausmalen, was geschehen wäre, hätte es tatsächlich einen harten, strengen, langen Winter gegeben. Nicht nur, dass die kaputtgespielte Energieversorgung an ihre Grenzen geraten wäre, auch so mancher von uns hätte wahrscheinlich nicht gewusst, wie er den zwangsweise höheren und teueren Verbrauch hätte bezahlen sollen.

Alles ergibt seinen Sinn. Man sagt, Zufälle gebe es keine.

Ein wenig paradox, dennoch: Schade, zum Glück gab es keinen strengen Winter.

Genießt Euren Sonntag.

Winterliche Grüße schickt Euch

Eure Petra Kolossa.

Drehe Dich um …

… und schlafe einfach weiter! Das funktioniert bei mir nicht. Kurz nach vier Uhr war für mich die Nacht vorbei. Ich wollte das nicht, jedoch ist es immer das Gleiche. Werde ich wach, beginnt mein Hirn seine Arbeit und trägt mich von einem Gedanken zum anderen. Noch ein oder zwei Stunden weiterschlafen zu wollen, enden in zähem Hin- und Herwalzen. Und das ist alles andere als erholsam. Also stehe ich auf.

Ich lasse den ersten Kaffee aus der Maschine und hole den letzten Gedanken zurück, den ich hatte, bevor ich die Bettdecke zurückschlug, um aufzustehen.

Schon vor zwei Tagen hatte ich ein Gespräch mit einem jungen Mann, das mich etwas nachdenklich stimmte.

Ein junger Vater, Mitte oder Ende dreißig, studierter Apotheker, arbeite nebenbei an seiner Doktorarbeit, wie er sagte. Erst in der Nacht sei er aus dem Erdbebengebiet aus Syrien zurückgekehrt. Er sei für drei Tage dort gewesen, mit notwendigen Medikamenten im Gepäck. Ich fragte ihn, ob er keine Angst hatte. Er meinte, dass er nie Angst habe. Wer Angst hat, habe bereits verloren. Das Wichtigste, das jeder Mensch von beginn an lernen sollte ist, keine Angst zu haben. Angst sei eine Illusion. Ein Kind habe von Grund auf keine Angst, es sei denn, ihm wird Angst gelehrt. Es sei ein Verbrechen, das zu tun. Damit wird der Mensch gebeugt, seine Seele gebrochen.

Er spricht ruhig mit Akzent und warmer Stimme. Seit fast drei Jahren lebe er in Deutschland. Ich fragte ihn, ob er hier Freunde gefunden habe. Er lächelt. Nein, es sei ihm nicht wichtig, nicht jetzt. Wichtig ist es, dass die Familie gut ankommt, die Sprache lernt und mit der tatsächlich für sie sehr fremden Kultur lernt, zu leben. Er wisse nicht, wie lange ihre Zeit hier sein wird. Irgendwann, wenn die Familile zurückkehren wird, werden sie und vor allem die Kinder einen großen Schatz an Wissen mit nach Hause nehmen. Er sinniert. Freunde? In Deutschland sei es so: Erst die Arbeit, dann die Freunde, dann die Bekannten und dann die Familie. Das wichtigste sei hier der Eindruck nach außen. Was könnten die anderen denken, wenn ich dieses oder jenes tue? In seiner Kultur und Religion sei es so: Erst die Familie, dann die Arbeit, die die Familie und die Gesellschaft nährt und stärkt. Dann die Freunde. Freundschaften wachsen, man sucht sie nicht.

Seit ich mit dem jungen Mann sprach, gingen mir seine Worte immer wieder durch den Kopf. Ich reflektierte mich selbst und fühlte mich hier und da ertappt. Schaute aus meinem Dunstkreis in mein Umfeld und ich denke, der Syrer hat irgendwie recht. Die Familie hat in Deutschland einen völlig anderen Stellenwert und eine andere Wertigkeit als in anderen Ländern und Kulturen. Und je “moderner” wir glauben zu werden, desto mehr verflüchtigt sich das Konstrukt “Familie”.

Ist das so? Wie siehst Du das?

Schreibe Deine Meinung doch einfach in das Kommentarfeld.

Habt einen fantastischen Mittwoch.

Aus dem heute ☀️igen Süden

Herzlich Eure Petra Kolossa

DD, 13. Februar

Heute ist wieder ein 13. Februar. Der Tag in jedem Jahr, an dem mein Herz und meine Gedanken ganz besonders in dieser wunderschönen Stadt verweilen, meiner Heimatstadt Dresden.

Vor sieben Jahren schrieb ich diesen Beitrag. Der heutige Tag soll Anlass sein, ihn nochmals auf Euren Weg zu geben.

Möge sich das, was damals in dieser Welt geschah, niemals, niemals! wiederholen.

Herzlich, Eure Petra Kolossa.


“Ich will euch etwas erzählen. Etwas, das wir niemals vergessen dürfen. Ihr habt es zum Glück nicht erlebt und sollt das niemals erleben. Aber ihr sollt dafür sorgen, dass so etwas niemals mehr geschehen wird. Hört zu. Ich war mittendrin. … “, so begann Frau Kunath, meine damalige Klassenlehrerin.
Es war in der ersten oder zweiten Klasse vor über fünfzig Jahren. Die dunklen Augen in dem sonst so fröhlichen runden Gesicht der kleinen Frau füllten sich mit Tränen und sie sah so sehr traurig aus. Diese Situation hat sich in mir eingebrannt, weil ich zu diesem Zeitpunkt davon das erste Mal erfuhr. Jedes Wort saugte ich in mir auf. Sie schilderte uns kindgerecht, wie schrecklich die Bombennacht auf Dresden war. Erzählte uns von den Ängsten der Menschen, der wahnsinnigen Hitze der brennenden Stadt und den folgenden zwei weiteren sinnlosen Bombenabwürfen auf das bereits in Trümmern liegende, brennende Dresden. Sie erinnerte sich, wie sie mit ihrer Mutter durch die kaputten Straßenzüge ging und sich wunderte, weshalb die Leute in dem entgleisten Straßenbahnwagen schliefen. Die starken Druckwellen nahmen den Menschen das Leben. … Sie erzählte uns auch, wie stark die Dresdner waren, wie sie mit ihren Händen und dem Wenigen, was noch war, ihre Stadt Stein um Stein aufbauten. Wie vor allem Frauen, die Trümmerfrauen, schufteten, weil viele Männer nicht aus dem Krieg zurückkamen und mit anpacken konnten …

Jedes Jahr, wenn sich der 13. Februar nähert, denke ich an diese Episode, die sich in mein Bewusstsein bis heute eingebrannt hat. Jedes Jahr, solange ich in Dresden lebte, ging ich, wie so viele andere Dresdner, zur Ruine der Frauenkirche, ein Symbol, ein Mahnmal an diese Bombennacht.
Lange konnte ich den Neuaufbau der Frauenkirche nicht akzeptieren, ich war zerrissen eben aus diesem Grund. Im Jahr 2003 hatte ich die Gelegenheit noch während der Bauphase die Kirche von innen zu sehen. Als meine Hände über das helle, warme Holz im Inneren glitten, versöhnte ich mich allmählich. Heute ist diese Kirche für mich ein wunderbares Kunstobjekt, hell, warm, positiv und einladend.

Heute ist wieder ein 13. Februar. Meine Gedanken sind in meiner Heimatstadt und ich weiß, dass 22:00 Uhr wieder alle Glocken in der Stadt läuten und ich um diese Zeit einen Herzschlag Zuhause sein werde.

Die politische Situation in Europa, in unserem Land und auch in Dresden ist prekär, wie seit langem nicht. Das wird sicher jedem von uns bewusst sein.
Mich quält jedoch, dass solch ein Tag wie dieser, von jeglichem politischem Couleur benutzt und missbraucht wird, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die einen blauäugig, die anderen spekulativ, die nächsten provokant – gar aggressiv, andere suggestiv …

Lasst den Dresdnern diesen Tag, um zu gedenken und sich selbst das Versprechen zu geben, dafür Sorge zu tragen, dass derartige Sinnlosigkeiten wie am 13. und 14. Februar 1945 in Dresden nie wieder geschehen werden.

Bilder: Holger Wagner und Petra Kolossa, November 2009

Möge der Rathausmann seine Hand schützend über Dresden halten …

In diesem Sinne, herzlich Ihre Petra Kolossa.

Dynamik und Bewegung

Vor einer Woche war bereits die kleine Vernissage mit einigen Künstlern von “seeArt” im “Tal Studio” in Untersiggingen im Deggenhausertal. Einem kleinen Sportstudio, das sein zwanzigjähriges Bestehen feierte.

Heute räumte ich die Fotogalerie auf meinem Smartphone auf, wo mir einige Bilder aus den letzten drei, vier Wochen in die Hände fielen, die ich nebenbei machte, als ich die zwei Bilder für diese Ausstellung malte.

Das Thema “Dynamik und Bewegung” reizte mich. Denn unter diesem Motto sollte die kleine Kunstschau sein. Das Fitness-Studio kannte ich nicht und so konnte ich meiner Fantasie freien Lauf lassen.

Ich dachte an gleichmäßige Bewegungen, an Energien die kraftvoll fließen, an einen hellen großen Raum der von großen, kräftigen, gesunden Pflanzen geteilt wird, an leise elektronische Backgroundmusic.

Als das Werk fertiggestellt war, traf ich mich mit der Chefin des “Tal Studios” vor Ort, um einen Eindruck zu bekommen und vor allen Dingen, wie die Hängung unserer Bilder am besten arrangiert werden könnte.

Ein paar Stunden später, als ich zurückgekehrt war, wusste ich, dass ich unbedingt ein zweites Bild malen musste. Denn meine Visionen, die ich beim malen des ersten hatte, waren völlig andere. Die Realität entspricht zwar einem hellen hohen Raum, jedoch eng vollgestopft mit Traininggeräten, laut tönender Radiomusik eines Regionalsenders und einer lebhaften Trainerin, die mich an meinen Sportunterricht in der Schulzeit erinnerte.

Ich zeichnete ohne lange nachzudenken. Es floss einfach auf die Leinwand. Als ich das Ergebnis sah, musste ich lächeln. Welch ein Unterschied zwischen Vision und Realität. Eine gewisse Dynamik ist ersichtlich, jedoch wesentlich mehr Unruhe, Energien, die sich aus unendlich vielen kurzen Kraftanstrengungen verbünden, wahrscheinlich auch zu einem Muskelkater. War das erste Bild eher von Harmonie, Gleichmaß und Kraft getragen, so ist das zweite von lebhaften, kurzweiligen, vielfältigen Anstrengungen, Energiestößen getrieben.

… und wie meistens: knallbunt

Bei der kleinen Vernissage sprach man von “Bildern, die mit ihrer Farbkraft den Raum sprengen”.

Bei diesem Selfie bemerkte ich, wie groß ein halber Meter sein kann 😆

Eine fantastische Sonntagnacht und einen guten Wochenstart wünscht Euch

Eure Petra Kolossa.

Durch die Linse geschaut

Eigentlich wollte ich nur die Vögel füttern und ein paar Schritte gehen, um meinen Kreislauf ein wenig in Fahrt zu bringen. Die Sonne scheint prächtig, es ist zwölf Grad warm. Ein fantastischer Tag. Von mir aus kann der Winter so bleiben, denke ich. Streife durch den Garten und genieße die intensive Wärme auf meinem Gesicht.

Mich begeistert das Händchen der Natur. Wer glaubt, dass der Zauber der Flora mit der Laubfärbung im Herbst beendet sei, lasse sich mit den folgenden Schnappschüssen eines besseren belehren.

… und schon ist der kleine Rundgang beendet. Es tat mir gut, die kurze Zeit an der frischen Luft zu verbringen. Es war nicht lange, aber ausreichend. Denn meine Konstitution ist noch immer sehr angegriffen …

Wie habt Ihr den ersten Tag des Jahres 2023 verbracht? Schreibt es doch einfach ins Kommentarfeld.

Ich verabschiede mich und wünsche Euch noch einen fantastischen Sonntag, den ersten im neuen Jahr.

Herzlich, Eure Petra Kolossa.

Happy New Year. Euch allen ein glückliches, gesundes und friedliches Jahr 2023 🎊🍀