Würdest Du für einen Lohn von knapp sieben Euro Netto pro Stunde arbeiten? Nein? Das kann ich gut verstehen. Aber das machen unendlich viele Deutsche, die im Ruhestand sind und sich ein paar Euro zu ihrer hinten und vorn nicht ausreichenden Rente hinzuverdienen wollen, letztendlich müssen. Denn, ganz gleich wie hoch die Rente ausfällt, werden ihnen nur fünfhundertzwanzig Euro steuerfreier Zuverdienst gewährt. Jeder Cent, der darüber hinaus auf dem Konto landet, ist mit vierzig! Prozent Einkommenssteuern belastet plus anteiliger Krankenversicherungsbeiträge. Gehen wir von dem derzeitigen Mindestlohn von zwölf Euro aus, sind das etwa sieben Euro, die verbleiben.
Viele der Alten, die vierzig Jahre und mehr in die Rentenkasse eingezahlt haben, arbeiteten zum Mindestlohn. Es betrifft vor allen Dingen Frauen im Handel, Handwerk, Klein- und Kleinstunternehmen, also den Wirtschaftsbetrieben, die keinem Dach irgendeiner aufgebauschten streikberechtigten Gewerkschaft, oder dem vom Steuerzahler gesponserten Öffentlichen Dienst mit oder ohne den Verbeamteten unterliegen. Ihr wisst, dass dieser Mindestlohn irgendwann einmal acht Euro, später zehn und seit etwa einem Jahr bei zwölf Euro Brutto! liegt. Diese Menschen erhalten logischerweise heute eine äußerst geringe Rente. Hier ein Link zu diesem Thema. Dort werden auch internationale Vergleiche herangezogen. Deutschland bekleckert sich da wahrlich nicht mit Ruhm.
Arbeit, ganz gleich welcher Art, ob es eine Floristin in einem Blumengeschäft ist oder ein Mitarbeiter eines Recyclinghofes, muss gewertschätzt werden. In dem genannten Fall ist es ein banales Beispiel. Die Floristin mit Berufsabschluss wird wahrscheinlich zum Mindestlohn von zwölf Euro und der angelernte Mitarbeiter einer staatlichen Müllabfuhr darf mit zwanzig Euro Stundenlohn nach Hause gehen. Eine ausgebildete Friseurin erhält im Durchschnitt fünfzehn Euro Brutto, wie auch eine angelernte Reinnigungskraft im Öffentlichen Dienst.
Ich wählte bewusst sehr einfache Beispiele und Berufe bzw. Tätigkeiten. Es gibt unendlich viele Beispiele. Was ergibt Sinn? Einen Beruf zu wählen, der erfüllt, den Neigungen und Fähigkeiten entspricht? Diesen Beruf etwa drei Jahre lang zu lernen, um dann einen Facharbeiterbrief oder einen Gesellenbrief in den Händen zu halten und als qualifizierte Kraft seine eigene Leistung, die eigene Arbeitskraft, den anderen Menschen zur Verfügung zu stellen?
Oder ist es gescheiter, eine rationale Entscheidung zu treffen? Das heißt, nach einer Beschäftigung zu schauen, die man ausüben könnte, die jedoch im Öffentlichen Dienst angesiedelt ist, oder einem Betrieb, der nach Tarif bezahlt?
Ich selbst kenne eine junge Frau, die ihren Neigungen im handwerklich-künstlerischen Bereich nachgehen wollte uns sie tat es. Sie war sogar erfolgreich. Jedoch fraßen sie die Kosten und Abgaben auf. Sie konnte für ihr Kind und sich selbst auf diese Weise nicht sorgen. Sie orientierte sich neu. Ihre Entscheidung fiel ratiaonal aus. Es muss etwas sein im Öffentlichen Dienst, optimal mit der Möglichkeit der Verbeamtung. Dann hat dieser ganze finanzielle Druck ein Ende. Und so setzte sie sich hin und quälte sich durch ein Studium in der Pädagogik. Da die Lehrer in den höheren Klassenstufen besser bezahlt werden, als in den unteren, entschied sie sich, auch das zu berücksichtigen. Das alles war keine Entscheidung des Herzens oder des Berufswunsches, sondern eine rein rechnerische. Wollen wir so etwas wirklich?
In meinem engsten Kreis kenne ich weitere Menschen, die ähnliche Entscheidungen aus diesen Gründen trafen, die in den “krisensicheren” pädagogischen Beruf im Öffentlichen Dienst gingen. Ja, natürlich werden Lehrer gebraucht. Nur sollte dieser Beruf aus meiner Sicht eine absolute Berufung sein. Denn nichts ist wertvoller als die jungen Menschen, die vertrauensvoll in die Hände der Schulen gegeben werden. Dort wächst unsere Zukunft heran. Schulen und ihre Pädagogen sind ein Thema für sich. Ich will es heute nicht vertiefen. Das wird sicher zu einem späteren Zeitpunkt ein Thema sein.
Ist es nicht äußerst anmaßend, einen Beruf, eine Tätigkeit, Job, Beschäftigung oder wie wir das auch immer nennen wollen, nach der betrieblichen oder institutionellen Zugehörigkeit und überhaupt, zu bewerten? Wer entscheidet darüber, ob zum Beispiel eine Friseurin weniger wichtig oder systemrelevant (toller Begriff aus der sogenannten Pandemiezeit) ist, als eine Zahnarzthelferin, oder eine Politikerin ohne jeglicher Berufsausbildung?
Mich regt es unendlich auf, dass diese Friseurin mit einem Gesellenbrief in der Tasche mit einer sehr kleinen Rente ihren Lebensabend gestalten muss. Und ich höre die Rufe der Superschlauen: Hätte sie doch privat vorgesorgt! Ja, verdammt! Von welchem Einkommen bitte? Vom Mindestlohn? Oder vielleicht vom heimlich zugesteckten Trinkgeld, oder dem Haarschnitt am Feierabend für den alten Nachbarn? Hingegen die Politikerin muss überhaupt nichts können. Sie muss es nur schaffen, ein paar Jahre in der Politik recht und schlecht ihr Ding zu machen und ihre lebenslange üppige Pension ist gesichert. – Und sie kann natürlich dafür sorgen, dass die Friseurin massiv Ärger für die Schwarzarbeit am Feierarbend bekommt und nicht zu vergessen die nicht angegebenen Trinkgelder, die natürlich auch zu versteuern und Sozialabgaben zu leisten sind.
Jaaa und die Studierten! Die haben so viele Jahre ihres Lebens in ihre Ausbildung gesteckt. Außerdem müssen sie ja alles selbst bezahlen und Bafög-Kredite aufnehmen, wenn es nicht reicht. Manche müssen sogar nebenbei arbeiten, weil es nicht reicht. Oftmals müssen sie dadurch länger studieren, weil ihnen durch die Arbeit die Zeit zum Lernen fehlt. Das versteht doch jeder, dass diese irgendwann richtig gut Geld verdienen müssen. Deshalb liegt ein Stundensatz für sie natürlich viel höher.
Ich sage, ein Student sollte nicht für sein Studium bezahlen. Er sollte dafür, wie auch ein Azubi, Geld bekommen. Und zwar für die Regelstudienszeit. Es sollte annähernd dem Einkommen eines Mindestlohnempfängers entsprechen. Muss er länger studieren, fällt das Studiengeld weg. Jeder Student braucht ein Unternehmen, das sein Studium teilweise trägt. Ein Medizinstudent braucht ein Krankenhaus oder eine adäquate Einrichtung, genauso wie der angehende Maschinenbauer ein Maschinenbauunternehmen, ein Rechtswissenschaftler eine Kanzlei, ein Gericht oder ähnliches, oder ein Pädagoge eine Bildungseinrichtung und so weiter. Die Monatsgehälter werden sich relativieren. Die Menschen würden und könnten das tun, was ihren Neigungen, ihrer Leidenschaft und ihrem Können entspricht. Die Berufe wären genau damit gefüllt. Stell Dir vor, welch eine Kraft sich entwickeln würde. Es würde nicht der Porsche vor dem Eigenheim bewundert. Wertschätzung und Hochachtung der erbrachten leidenschaftlichen Arbeit stehen im Mittelpunkt. Als Beispiel fällt mir der alte Medizinmann ein. Die Achtung die ihm entgegengebracht wurde, war nicht das, was er besaß und es waren keine Vorschusslorbeeren, weil er halt Medizinmann war. Nein. Es war immer das, was er den Menschen gab. Es war seine Berufung und seine Leistung im Auftrag der ihm Anvertrauten.
Kurz und gut. Aus meiner Sicht müssen die Löhne und Gehälter angeglichen werden. Ich meine keine Gleichmaerei. Das Ergebnis im ausgeübten Beruf ist immer der Indikator. Es gibt immer Stimuli, mit denen Leistung belohnt werden kann. Und keine Angst, dass keiner mehr studieren würde. Ich denke, keiner, der Arzt werden möchte, würde dann lieber Friseur werden. Wenn die Funktionsweise von Maschinen schon immer ein Buch mit sieben Siegeln war, wird sich aus diesem Menschen kein Maschinenbauer und er wird sich vielleicht der Agrarwissenschaft oder einem anderen Bereich widmen und so weiter und so fort.
Jeder von uns, der in seinem Leben gearbeitet hat, würde eine Rente erhalten, von der er würdig leben kann. Der eine etwas mehr, der andere etwas weniger. Wer in seinem Leben lange Zeiten mit sozialen Leistungen zurechtkommen wollte, wird auch im Alter entsprechend versorgt werden müssen. Kranke, die nicht arbeiten konnten, sollten eine angemessene Altersversorung erhalten.
Und jetzt komme ich zum Ausgangspunkt zurück. Der Punkt, der mich so sehr aufgeregt hat, dass ich mich hinreißen ließ, diesen Beitrag zu schreiben.
Deutschland jammert über den Fachkräftemangel. Die Politiker schwämmen unser Land mit Tausenden von Menschen, die letztendlich unser Sozialsystem auslaugen jedoch in keiner Weise den Arbeitsmarkt bereichern.
Die Menschen, die in den Ruhestand gehen wollen, jedoch gern noch zehn, fünfzehn oder zwanzig Stunden in der Woche mit ihren Erfahrungen und ihrem reichen Wissen zur Verfügung stehen wollen, werden von der Politik statt dankbar und mit Achtung und Respekt gewürdigt, gierig abgezockt. Wittern sie doch mit aufgerissenen Dollaraugen die große Masse der auf sie zukommenden “Babyboomer”.
Auch ich hatte mit meinem Arbeitgeber bereits gesprochen, dass ich, sobald ich meine reguläre Rentenzeit starte, zunächst noch zwanzig Stunden weiter arbeiten würde. Es wäre eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Aber ich werde es nun nicht tun und es bei einem Minijob zur Rente bei meinem Arbeitgeber belassen. Ich mag nicht darüber nachdenken, für welche abenteuerlichen Aktionen die Politiker unsere Einkommen schröpfen. Damit mir noch etwa fünfzehn Euro netto pro geleisteter Arbeitsstunde verbleiben, brauche ich einen Bruttostundenlohn von etwa sechsundzwanzig Euro.
Es ist unfassbar, wieviele Menschen, die bereits im Ruhestand sind, gern noch ein paar Jahre aktiv dabei wären, sich aber nicht melken und benutzen lassen wollen. Dafür ist unsere verbleibende Lebenszeit viel zu kurz.

Das Bild ist aus dem Dezember vor genau fünf Jahren.
Es ist in meinem kleinen wie auch in dem großen Leben dieser Welt so unglaublich viel geschehen seit dieser Zeit.
Und das kommende Jahr wird so einiges an Veränderungen mit sich bringen.
Ganz gleich, was uns ereilen wird, wichtig ist nur: Bleiben wir uns selbst treu.
Herzlich, Eure Petra.