Es hat etwas Magisches, ein unbeschriebenes Blatt, eine frische Leinwand oder wie in diesem Fall das Tablett, das ich mit Gesso grundierte, um im nächsten Schritt Farbe ins Spiel zu bringen. Es entsteht also nebenbei ein neues Produkt für meine Serie “homepART”.
Und so oft würde ich zu gern über manche Dinge einfach Gesso geben, den Murks grundieren und upcyceln, der uns tagtäglich um die Ohren fliegt. Erst neulich gab es einen Aufruf zu einem Blogbeitrag. “Was würdest Du als erstes tun, wenn Du einen Tag die politische Führung Deines Landes hättest?”
Ich frage Dich. Was würdest Du tun? Schreibe es doch einfach unten in das Kommentarfeld.
Ganz sinnbildlich: Ich würde einen Tankwagen gefüllt mit Gesso besorgen und an alle, die das so sehen, wie ich, riesengroße Pinsel verteilen und die derzeitige ideologiegetriebene, despotisch agierende zusammengewürfelte Minderheitsregierung grundieren. Eine weiße, reine Fläche steht danach bereit für einen Neubeginn. Lasst uns kräftig in die Farben greifen und Kompetenz, Weisheit, Klugheit, Empathie, Weitsicht, Leidenschaft, Einfühlungsvermögen, Verantwortungsgefühl, Liebe für das eigene Land, ein Herz für die hier lebenden Menschen und so weiter und so fort … auftragen. Wäre das nicht ein großartiges Upcycling?
Jedoch werde ich zunächst in die Acrylfarben greifen und eine Menge Herz sowie Lebensfreude für Euch beimischen 🙂
Nur noch schnell Dieses und Jenes, und ach ja, das auch noch. Ich handele und meine Gedanken sind schon wieder zehn Schritte weiter. De frisch gepresste Holundersaft ist im Topf. Der Gelierzucker eingerührt und der Herd eingeschaltet. Schnell in den Keller sausen und ein paar Gläschen holen, um das Gelee später einfüllen zu können. Die Waschmaschine im Keller hat ihre Arbeit getan. Schnell die Wäsche in den Trockner geben und die Waschmaschine neu starten. Es sind Routinen, schnell erledigt. Die Gläschen auswählen und fix nach oben bringen.
Ich betrete die Küche und erstarre. Der Topf gibt blubbernd aufgeschäumte schwarzrote klebrige schwerflüssige Masse frei, die sich auf dem Ceranfeld des Herdes über den Backofen und die weißen Küchenmöbel bis auf den Boden verteilt. – Shit! Schöne Schweinerei …
Vor dreißig Jahren wäre ich wie ein Rumpelstilzchen herumgesprungen, hätte mich wahnsinnig aufgeregt und versucht, Schadensbeschränkung zu betreiben. Inzwischen ist es so, dass ich in kritischen Momenten extrem ruhig und konzentriert werde. Ich habe das Drama beseitigt und gut. Nun, nicht so ganz gut. Denn etwas später, als ich zur Ruhe kam, fiel ich in eine Erschöpfung. Ich dachte über die Situation nach und wusste, dass es ein kleines Lehrstück war, so ein kleines Ausrufezeichen. Denn ich befand mich in den letzten Tagen und Wochen in einer angespannten und etwas stressigen Zeit. Ich weiß, dass so etwas eine zeitlang funktionieren mag, jedoch nicht auf Dauer.
Sämtliche meiner Knochenbrüche entstanden in derartigen Situationen. Zeiten, in denen meine Gedanken mit Sorgen getrieben waren. Zeiten, in denen ich mich antreiben ließ. Zeiten, in denen ich versuchte, es anderen recht zu machen. Zeiten, in denen meine Seele, das Herz und mein Kopf nicht im Einklang waren. Das Leben verhalf mir zu Nachdenkzeiten. Es nahm mich regelrecht zeitweise beiseite und stellte mich ruhig.
Und nein. Es ist nicht die gebohnerte vom Regen nasse Treppe schuld. Es ist nicht der abschüssige Weg mit den kleinen Splittsteinen schuld. Es ist nicht der Parkplatz mit den schlecht verlegten Platten schuld. Es ist nicht … Es ist meine Unachtsamkeit, mein fehlender Fokus auf die Situation, auf diesen Moment, denn meine Gedanken waren nicht bei der Sache. Ich handelte nebenbei, wie so oft.
Inzwischen spüre ich solche Situationen ganz genau. Und ich weiß, dass nichts auf der Welt wichtiger ist, als mich selbst zu ordnen. Ich zwinkere meinem Schutzengel zu und flüstere: “Alles gut. Gib mir bloß keine längere Auszeit. Das kann ich grad nicht gebrauchen. Ich passe auf mich auf.”
Ich weiß, dass es einen Leser gibt, der über meine Zeilen lächeln wird. Denn er war der Auslöser für den heutigen Blog. Vor wenigen Tagen bekam ich seine Nachricht, dass er die Treppe herab gestürzt sei. Ein Ordner, den er dort abstellte, war Schuld. Er hatte diesen übersehen.
Ihr ahnt es schon. Nein, es war nicht dieser Ordner. Es ist die Unkonzentriertheit, wenn wir mit unseren Gedanken nicht im Reinen sind, unzufrieden, enttäuscht, oder vor Situationen gestellt, die wir im Augenblick eigentlich nicht wollen, nach Lösungen suchen und nicht den richtigen Ansatz finden und so weiter und so weiter. Nun, er bekam “nur” einen heftigen Fingerzeig mit einer guten Auszeit und darf seine geprellten Blessuren auskurieren. Wichtig ist dabei, diese Zeit ins Selbst zu erkennen und zu nutzen.
Habt alle einen schönen, ruhigen, entspannten Sonntag. Passt gut auf Euch auf und gönnt Euch ein wenig Zeit nur für Euch ganz allein. Es ist unendlich wertvoll und wichtig.
Herzlich, Eure Petra Kolossa.
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