Teile und herrsche

Irgendwie ist es merkwürdig. Niemals dachte ich tiefer über diese Aussage nach. Denn, wenn ich diese hörte oder las, verband ich einen positiven Aspekt damit. Meine Gedanken spiegelten zum Beispiel eine Führungspersönlichkeit, die verstand, die Aufgaben entsprechend den Fähigkeiten der Mitarbeiter zu teilen und somit zu einem gelungenen Ergebnis zu kommen, wider. Oder eben ein Projekt in Teilstücke zu gliedern und das als Gesamtes zu beherrschen.

In den letzten Wochen fielen immer wieder in Gesprächen diese Worte. Heute kam es wieder zu einer solchen Aussage. Und ich konnte diese in dem Zusammenhang, wie sie genannt wurden, nicht verstehen. Ich sagte das und bat darum, mir das zu erklären.

Er tat das, ohne es unerwähnt zu lassen, dass „es so gewollt sei, dass das nicht jeder verstehen soll“. Ich unterdrückte meinen Groll und hörte ihm zu.  Teile und herrsche bedeute, dass man gut gegen böse aufhetzt zum Beispiel wie jetzt, Geimpfte gegen Ungeimpfte, Befürworter der gegenwärtigen politischen Maßnahmen gegen die, die es nicht wollen und so weiter.

Ahhh, dachte ich. Das Wort „teilen“ ist also im negativen Sinne, als „trennen“, zu betrachten. Wie naiv von mir. Ich  verband es niemals auf diese Weise. Natürlich schaute ich ein wenig später im Internet nach der Bedeutung und fand es bestätigt:

Teile und herrsche: Divede et impera – so der lateinische Begriff, beschreibt tatsächlich diese Situation, Menschengruppen verschiedener Ansichten gegeneinander aufzuwiegeln, um einer potentiellen Verbrüderungung vorzubeugen.

Noch nie erlebte ich eine derart gespaltene Gesellschachaft. Ein schmerzhafter Riss geht durch unser Land. Es scheint nur noch schwarz oder weiß eine Berechtigung zu haben. Jegliche Nuancierung dazwischen ist ausgelöscht. Es trennt Familien, Freunde, Nachbarn … Dieses Land wird aufgeteilt in GGG und in G – in die erwünschte Gruppe der Geimpften, Getesteten, Genesenen und in die Gruppe der bösen bockigen Gesunden.

Also: Teile und herrsche! Divide et impera!

Ich akzeptiere und toleriere die Entscheidung jedes einzelnen. Wir sind freie Individuen. Jeder von uns muss die Entscheidung für sich selbst und ganz allein treffen, ob er sich von einem fremden Menschen ein Test-Stäbchen in die Nase und in den Rachen bohren lassen will, oder ob er sich eine nicht wirklich allumfassend geprüfte Flüssigkeit in seinen Körper spritzen lassen will. – Und nein! Es hat nichts mit solidarischem Handeln zu tun. „Das ist jetzt eben so.“ Wirklich? Wollen wir das alles einfach so hinnehmen? Nicht hinterfragen? …

Heute sehr, sehr nachdenklich.

Herzlich, Eure Petra Kolossa.

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