Für dieses, gegen jenes

In Kürze werde ich zu unserem Künstlertreffen von “seeArt” fahren. Ich freue mich immer, meine Kollegen zu treffen, über einen konstruktiven Gedankenaustausch und das Planen des Kommenden.

Neulich las ich über freie Künstlergruppen in der Vergangenheit, wie der “Der Blaue Reiter” oder die “Brücke”. Alle hatten eines gemeinsam: Sie existierten wenige Jahre. “Der Blaue Reiter” zum Beispiel nur ein Jahr und die “Brücke” schaffte es auf acht Jahre. Unsere Gruppe gibt es seit Juni 2016, also über sieben Jahre.

Ich sitze hier, sinniere über unsere Künstlergruppe und tippe diese Zeilen. Mir ist sehr bewusst, dass sich seit dem März 2020, dem Auslösen der Corona-Pandemie, eine diverse Müdigkeit, eine Stagnation, eine Sinnfrage überhaupt, eingeschlichen hat. Natürlich, wenn wir Aktivitäten durchführen, sind diese im Ergebnis ausgezeichnet. Unsere Ausstellungen sind sehr sehenswert und erreichen immer eine positive Resonanz. Dennoch fehlt das Feuer, es ist zäh, gar teilweise quälend und es laugt mich, als “Chefin”, als Sprecherin, aus. Ich reite ein fast totes Pferd. Dem bin ich mir sehr bewusst.

Die “Pandemiezeit” hat vieles in und mit uns Menschen gemacht. Nicht nur, dass die Gesellschaft gespalten wurde in “für” oder “dagegen”, also in Geimpfte oder Ungeimpfte. Nein, es stumpfte die Leute ab und ermüdete sie.

Wir kamen nicht zur Ruhe. Die bereits gespaltene Gesellschaft bekam noch einen auf den Deckel. Die nächste Krise nannte sich Ukraine, Energie, Preise, Inflation und teilte die Menschen nochmals. Entweder für oder dagegen, also für das Liefern von Kriegsmaterial in die Ukraine, oder dagegen. Wer bei der Russophobie nicht dabei ist, ist Verschwörer oder sonst etwas.

Aber dem nicht genug. Um dem Schlamassel noch einen draufzusetzen, teilen wir die bereits etliche Male gespaltene Gesellschaft noch einmal. Und dieses Mal ist es wohl etwas komplizierter, in pro-Israel und contra-Palästina oder gegen Hamas und für Israel und für Palästina, oder wie, oder was? Die wenigsten Menschen verfolgten wirklich intensiv, was sich da in den Jahren zuvor abgespielt hat. Es ist auch sehr schwer, die Komplexität zu verstehen. Zumal die Kulturen der arabischen Staaten sehr different zu unseren eigenen sind und äußerst schwer in Einklang zu bringen.

Israel wurde am 14. Mai 1948 gegründet, also nach dem zweiten Weltkrieg. Es ist ein relativ neuer Staat. Wie übrigens auch die Ukraine, die erst 1991 gegründet wurde. Aber das nur so am Rande. Palästina findet man bereits auf geografischen Karten aus dem siebzehnten Jahrhundert. Seit eh und je gab und gibt es dort furchtbare kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Arabern und Juden. Insbesondere jedoch, seit der Gründung Israels. Die (arabischen) Palästinenser konnten sich damit nie abfinden und den (jüdischen) Israelern ist der Lebensraum zu eng. Bis heute kracht es dort in diesen Glaubens- und Territoriumskriegen. Und ich denke wahrscheinlich naiv, wenn ich meine, dass es dort vor allen Dingen um Zionismus geht.

Aber zurück zu meinem Künstlertreffen heute. Ich wünsche mir sehr, dass unsere Gruppe wieder zu sich finden, Kraft, Elan und Feuer für ein Ziel entwickeln kann. “Es hat eh keinen Sinn. Wen interessiert heute Kunst?” gegen “Auf geht’s! Lasst uns etwas bewirken!”.

Ich springe jetzt in die Schuhe, fahre nach Ravensburg zum Treffen und lasse Euch mit meinem Gedankenspiel allein 😉

Habt einen ruhigen Samstagabend.

Herzlich aus dem kühlen, nassen südlichsten Süden Deutschlands,

Eure Petra Kolossa.

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