Das Letzte der vier komplettiert die erste “Quadro”-Serie.
Die vierte, für mich emotionalste Assemblage dieses Quartetts.
Als ich meine Materialsammlung sichtete, stieß ich auf diese Widmung:
“Meinem Weiberl zur Erinnerung an die 1. Kriegsweihnachten mit unserem Sonnenschein Heidi. Lauenberg, den 24. Dezember 1943”.
Nur sechs Wochen vor Weihnachten 2015, bewegten mich dies Worte sehr und es stand für mich fest, dass das über siebzig Jahre alte Papier seinen Platz auf meiner Assemblage finden soll.
Lauenberg. Wo liegt eigentlich Lauenberg? Ich recherchierte im Internet nach diesem Ort und las mich fest. Ein kleiner Ort zwischen Hannover und Göttingen, nahe Einbeck, heute gehörig zu Dassel.
Auf der Website des kleinen Dorfes gibt es einen Button “Erinnerungen”. Ich ließ mich gedanklich in die Jahre des zweiten Weltkrieges tragen. Auch wenn ich schon viele Berichte aus dieser erschütternden Zeit hörte und las, gehen mir solche immer sehr nahe. Vor meinem Auge sehe ich einen jungen Mann zu Weihnachten im mageren Kriegsjahr 1943, der seiner Frau ein Büchlein mit Liebesgeschichten und Liebesgedichten schenkt. Wahrscheinlich nicht ahnend, was der nächste Tag seiner kleinen Tochter, seiner Frau – seinem Weiberl – und ihm bringen wird …
November 2015. Tausende Gedanken jagten durch meinen Kopf, als mir vor zwei Tagen aus dem Sender nachts die Worte Bombenanschlag, Paris, über hundert Tote, Fußball-Freundschaftsspiel, Detonationen, an mehreren Orten gleichzeitig … entgegen schlugen. Freitag, der 13. November 2015. Ich ging ins Netz und kämpfte mich durch die ständig hinzukommenden Informationen.
Es ist so nah – gleich nebenan. Es könnte vor der eigenen Haustür geschehen sein, verdammt greifbar, sinnlos, so unberechenbar, fanatisch und roh! Hier wird auf brutalste Weise geschockt und Millionen fallen in Starre und Angst. Nein! Das darf es nicht sein! Dafür sollen die Menschen in Paris nicht ihr Leben gelassen haben! Keine Angst, kein Duckmäusertum, keine Schockstarre. Kein Wiederholen der Kriegsweihnachten!
Meine Oma, die in den Achtzigern verstarb, sagte zu mir als junges Mädchen: (So ungefähr) “Ich erlebte die Revolution, die Weimarer Republik , den ersten Weltkrieg, den zweiten Weltkrieg, wurde aus meiner Heimat vertrieben, sollte verstehen warum das nun kleine Deutschland noch immer zu groß war und zwei daraus gemacht wurden und verstehe jetzt nicht mehr alles. Aber eines sage ich Dir: Ich wünsche den jungen Leuten keinen Krieg. Das ist das Unmenschlichste, was geschehen kann. Aber es wird keine Generation verschont bleiben.” Doch, Oma! Ich baue auf die Intelligenz der Menschen, darauf, dass Gier, Hass, Macht, Überheblichkeit und Glaubensverblendung in Schranken gehalten werden. Welchen Sinn soll es ergeben, das mit dem Arsch einzureißen, was wir mit den Händen aufgebaut haben? Es darf keinen Krieg geben! Es wird keinen Krieg geben. Klingt naiv? Nein!
Ich wünsche einen friedlichen Wochenstart.