DD, 13. Februar

Heute ist wieder ein 13. Februar. Der Tag in jedem Jahr, an dem mein Herz und meine Gedanken ganz besonders in dieser wunderschönen Stadt verweilen, meiner Heimatstadt Dresden.

Vor sieben Jahren schrieb ich diesen Beitrag. Der heutige Tag soll Anlass sein, ihn nochmals auf Euren Weg zu geben.

Möge sich das, was damals in dieser Welt geschah, niemals, niemals! wiederholen.

Herzlich, Eure Petra Kolossa.


“Ich will euch etwas erzählen. Etwas, das wir niemals vergessen dürfen. Ihr habt es zum Glück nicht erlebt und sollt das niemals erleben. Aber ihr sollt dafür sorgen, dass so etwas niemals mehr geschehen wird. Hört zu. Ich war mittendrin. … “, so begann Frau Kunath, meine damalige Klassenlehrerin.
Es war in der ersten oder zweiten Klasse vor über fünfzig Jahren. Die dunklen Augen in dem sonst so fröhlichen runden Gesicht der kleinen Frau füllten sich mit Tränen und sie sah so sehr traurig aus. Diese Situation hat sich in mir eingebrannt, weil ich zu diesem Zeitpunkt davon das erste Mal erfuhr. Jedes Wort saugte ich in mir auf. Sie schilderte uns kindgerecht, wie schrecklich die Bombennacht auf Dresden war. Erzählte uns von den Ängsten der Menschen, der wahnsinnigen Hitze der brennenden Stadt und den folgenden zwei weiteren sinnlosen Bombenabwürfen auf das bereits in Trümmern liegende, brennende Dresden. Sie erinnerte sich, wie sie mit ihrer Mutter durch die kaputten Straßenzüge ging und sich wunderte, weshalb die Leute in dem entgleisten Straßenbahnwagen schliefen. Die starken Druckwellen nahmen den Menschen das Leben. … Sie erzählte uns auch, wie stark die Dresdner waren, wie sie mit ihren Händen und dem Wenigen, was noch war, ihre Stadt Stein um Stein aufbauten. Wie vor allem Frauen, die Trümmerfrauen, schufteten, weil viele Männer nicht aus dem Krieg zurückkamen und mit anpacken konnten …

Jedes Jahr, wenn sich der 13. Februar nähert, denke ich an diese Episode, die sich in mein Bewusstsein bis heute eingebrannt hat. Jedes Jahr, solange ich in Dresden lebte, ging ich, wie so viele andere Dresdner, zur Ruine der Frauenkirche, ein Symbol, ein Mahnmal an diese Bombennacht.
Lange konnte ich den Neuaufbau der Frauenkirche nicht akzeptieren, ich war zerrissen eben aus diesem Grund. Im Jahr 2003 hatte ich die Gelegenheit noch während der Bauphase die Kirche von innen zu sehen. Als meine Hände über das helle, warme Holz im Inneren glitten, versöhnte ich mich allmählich. Heute ist diese Kirche für mich ein wunderbares Kunstobjekt, hell, warm, positiv und einladend.

Heute ist wieder ein 13. Februar. Meine Gedanken sind in meiner Heimatstadt und ich weiß, dass 22:00 Uhr wieder alle Glocken in der Stadt läuten und ich um diese Zeit einen Herzschlag Zuhause sein werde.

Die politische Situation in Europa, in unserem Land und auch in Dresden ist prekär, wie seit langem nicht. Das wird sicher jedem von uns bewusst sein.
Mich quält jedoch, dass solch ein Tag wie dieser, von jeglichem politischem Couleur benutzt und missbraucht wird, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die einen blauäugig, die anderen spekulativ, die nächsten provokant – gar aggressiv, andere suggestiv …

Lasst den Dresdnern diesen Tag, um zu gedenken und sich selbst das Versprechen zu geben, dafür Sorge zu tragen, dass derartige Sinnlosigkeiten wie am 13. und 14. Februar 1945 in Dresden nie wieder geschehen werden.

Bilder: Holger Wagner und Petra Kolossa, November 2009

Möge der Rathausmann seine Hand schützend über Dresden halten …

In diesem Sinne, herzlich Ihre Petra Kolossa.

Paloma – die Taube

Unter der Sonne sind alle Wesen gleich

Neulich saß ich auf einer Bank etwas abseits eines Gartencafés. Die Sonne lockte trotz der kalten Temperaturen kurz über Null die Leute, ihre Nase in die Sonne zu strecken. Sie bekamen ihre Kaffees mal mit, mal ohne Schaum serviert. Wie Sonnenblumen, die ihre Köpfe der Sonne entgegenrecken, saßen sie auf ihren harten Stühlen ausgerichtet. Die Beine ausgestreckt , die große Tasse wärmend in beiden Händen haltend, genossen sie die wärmenden Strahlen mit geschlossenen Augen. 

Zwei, drei Tauben hüpften um die Tische und Stühle herum und erhofften hier und da einen Leckerbissen aufpicken zu können. Ich dachte, irgendwie gehören auch sie zu den Verlierern der letzten zwei Jahre. Waren doch die Orte, an denen Menschen ihre Speisereste hinterließen, die diesen größeren Stadtvögeln Nahrung geben, von heute auf morgen verschwunden. Tauben, meistens unerwünscht, irgendwie geduldet.

Und ich musste an einen kurzen Beitrag denken, den ich neulich in den sozialen Medien las. Die duale, fast rationale und sehr ehrliche Betrachtung beeindruckte und berührte mich. Alfons Müller schrieb diese Zeilen. Ihr kennt Alfons bereits. Er veröffentliche hier auf meinem Blog als Gastautor. Kurzentschlossen kontaktierte ich ihn und fragte, ob er seinen Beitrag hier mit meinen Lesern teilen möchte. “Gib mir zwei Tage, Petra. Ich schicke Dir den Text und die Bilder. Ich freue mich!”  Gestern Nacht erhielt ich seine Email. 

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Symbol des Friedens

Ein Beitrag von Alfons Müller

Aus aktuell gegebenen Anlass habe ich hier zwei grundverschiedene Versionen von Tauben. Das eine ist eine Friedenstaube, wie man sie aktuell zu hunderten in den sozialen Medien bewundern kann.

Ein willkürliches Beispiel, wie es uns täglich mehrfach aus den sozialen Medien übermittelt wird.

Die andere ist eine Stadttaube, also Ungeziefer, eine Ratte der Lüfte, die die ganze Großzügigkeit und Güte der menschlichen Rasse zu spüren bekam. Eine Friedenstaube, die versucht hat, sich irgendwo niederzulassen.

Foto privat: von Alfons Müller

Einst wurden diese Vögel von den Menschen gezüchtet, um ihnen als Brieftauben oder auch als Nahrung zu dienen. Einige von ihnen sind ausgebüchst und haben sich in den Städten vermehrt. Und jetzt sind sie dem Menschen überflüssig und lästig. Man verordnet gesetzlich ihren Hungertod, sie werden gejagt, getreten und überfahren.

Aber das Schlimmste daran ist, dass der Mensch die heuchlerische Falschheit besitzt, diese von ihm gehassten Kreaturen, die selbst keinen Frieden von ihm erfahren dürfen, zu seinem Friedenssymbol zu machen. Eine derart falsche und hinterhältige Spezies sollte jeden Tag dankbar dafür sein, dass sie solche Vertreter ihrer Art wie Wladimir Putin hat. Auf solche Typen kann die Menschheit all ihre Bösartigkeit projizieren. Das ist ein bisschen wie im Knast, wenn der Vergewaltiger mit dem Finger auf den Mörder zeigt. Einer glaubt, weniger schlecht als der andere zu sein, doch am Ende sind beide gleich verdorben.
Solche Gedanken gehen mir durch den Kopf, wenn ich diese beiden Bilder sehe und wenn ich auf die aktuellen Ereignisse in der Welt schaue, und ich komme nicht umhin, mich für die Falschheit der verdorbenen Menschheit zu schämen.

Es mag ja sein, dass die Großen und Mächtigen dieser Welt Kriege anzetteln. Aber wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass auch der mächtigste Tyrann alleine keinen Krieg führen kann.
Der Feuerzunder dafür liefern genau solche Menschen, die in ihrem Hochmut und ihrer Ignoranz dafür Sorge tragen, dass Friedenstauben sich nirgends niederlassen können, ohne zu enden wie der bedauernswerte Vogel auf dem Bild.

Ich sage nicht, dass alle Menschen verdorben sind. Aber es sind
auch nicht nur ein paar wenige in den Kreisen der Reichen und Mächtigen, denn die könnten den Weltfrieden alleine auch nicht gefährden. Man hat eher den Eindruck, dass die menschliche Rasse von einer immer größer werdenden Zahl an heuchlerischen und durch und durch verdorbenen Vertretern
durchsträhnt wird, die in allen Ethnien, in allen Nationen und in allen Religionen sitzen wie die Flöhe im Fell eines Hundes.

Wir können für den Frieden beten, wenn der Krieg ausgebrochen ist und können hoffen, dass irgend
eine Gottheit unsere Gebete erhört und den Krieg beendet.

🔸️Oder wir können dafür sorgen, dass kein Krieg ausbricht, indem wir alle jeden Tag Frieden
leben und dafür sorgen, dass unsere Friedenstauben sich gefahrlos niederlassen können.

Dann werden Gebete genauso wenig notwendig sein wie die Gunst eines barmherzigen Gottes.

Foto privat: Alfons Müller

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PS: Pablo Picasso zeichnete für den Weltfriedenskongress 1949 in Paris eine Taube. Am Abend dieses Kongresses wurde seine Tochter geboren. Er nannte sie daraufhin Paloma – Taube. 1955 erhielt Picasso für diese von ihm entworfene Taube den Friedenspreis. Seitdem ist sie das Symbol der Friedensbewegung.

DD, 13. Februar

Heute ist wieder ein 13. Februar. Der Tag in jedem Jahr, an dem mein Herz und meine Gedanken ganz besonders in dieser wunderschönen Stadt verweilen. Meiner Heimatstadt Dresden

Vor sieben Jahren schrieb ich diesen Beitrag. Der heutige Tag soll Anlass sein, ihn nochmals auf Euren Weg zu geben.

Möge sich das, was damals in dieser Welt geschah, niemals, niemals! wiederholen.

Herzlich, Eure Petra Kolossa.


“Ich will euch etwas erzählen. Etwas, das wir niemals vergessen dürfen. Ihr habt es zum Glück nicht erlebt und sollt das niemals erleben. Aber ihr sollt dafür sorgen, dass so etwas niemals mehr geschehen wird. Hört zu. Ich war mittendrin. … “, so begann Frau Kunath, meine damalige Klassenlehrerin.
Es war in der ersten oder zweiten Klasse vor über fünfzig Jahren. Die dunklen Augen in dem sonst so fröhlichen runden Gesicht der kleinen Frau füllten sich mit Tränen und sie sah so sehr traurig aus. Diese Situation hat sich in mir eingebrannt, weil ich zu diesem Zeitpunkt davon das erste Mal erfuhr. Jedes Wort saugte ich in mir auf. Sie schilderte uns kindgerecht, wie schrecklich die Bombennacht auf Dresden war. Erzählte uns von den Ängsten der Menschen, der wahnsinnigen Hitze der brennenden Stadt und den folgenden zwei weiteren sinnlosen Bombenabwürfen auf das bereits in Trümmern liegende, brennende Dresden. Sie erinnerte sich, wie sie mit ihrer Mutter durch die kaputten Straßenzüge ging und sich wunderte, weshalb die Leute in dem entgleisten Straßenbahnwagen schliefen. Die starken Druckwellen nahmen den Menschen das Leben. … Sie erzählte uns auch, wie stark die Dresdner waren, wie sie mit ihren Händen und dem Wenigen, was noch war, ihre Stadt Stein um Stein aufbauten. Wie vor allem Frauen, die Trümmerfrauen, schufteten, weil viele Männer nicht aus dem Krieg zurückkamen und mit anpacken konnten …

Jedes Jahr, wenn sich der 13. Februar nähert, denke ich an diese Episode, die sich in mein Bewusstsein bis heute eingebrannt hat. Jedes Jahr, solange ich in Dresden lebte, ging ich, wie so viele andere Dresdner, zur Ruine der Frauenkirche, ein Symbol, ein Mahnmal an diese Bombennacht.
Lange konnte ich den Neuaufbau der Frauenkirche nicht akzeptieren, ich war zerrissen eben aus diesem Grund. Im Jahr 2003 hatte ich die Gelegenheit noch während der Bauphase die Kirche von innen zu sehen. Als meine Hände über das helle, warme Holz im Inneren glitten, versöhnte ich mich allmählich. Heute ist diese Kirche für mich ein wunderbares Kunstobjekt, hell, warm, positiv und einladend.

Heute ist wieder ein 13. Februar. Meine Gedanken sind in meiner Heimatstadt und ich weiß, dass 22:00 Uhr wieder alle Glocken in der Stadt läuten und ich um diese Zeit einen Herzschlag Zuhause sein werde.

Die politische Situation in Europa, in unserem Land und auch in Dresden ist prekär, wie seit langem nicht. Das wird sicher jedem von uns bewusst sein.
Mich quält jedoch, dass solch ein Tag wie dieser, von jeglichem politischem Couleur benutzt und missbraucht wird, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die einen blauäugig, die anderen spekulativ, die nächsten provokant – gar aggressiv, andere suggestiv …

Lasst den Dresdnern diesen Tag, um zu gedenken und sich selbst das Versprechen zu geben, dafür Sorge zu tragen, dass derartige Sinnlosigkeiten wie am 13. und 14. Februar 1945 in Dresden nie wieder geschehen werden.

Bilder: Holger Wagner und Petra Kolossa, November 2009

Möge der Rathausmann seine Hand schützend über Dresden halten …

In diesem Sinne, herzlich Ihre Petra Kolossa.

So viel Zeit muss sein

… bremse ich mich. Den Mantel, den ich bereits vom Kleiderbügel nahm, lege ich über einen Stuhl und gehe in die Küche zurück. Ich ziehe mir den Stuhl an den Tisch und angele nach meiner Tasse Kaffee, die bereits auf der Küchenspüle abgestellt steht. Noch halb gefüllt mit lauwarmem starkem Kaffee. Ich nehme einen Schluck davon und rüge mich selbst, ständig in Eile sein zu müssen.

Des öfteren bereiste ich vor vielen Jahren die damalige Sowjetunion. Ganz gleich in welchem der Unionsländer ich mich aufhielt, ob Russland, die Ukraine, Weißrussland … überall traf ich auf den gleichen Brauch.

“Petra, bevor du davonrennst”, wurde ich am Handgelenk festgehalten. “setze dich bitte zu uns für fünf Minuten.” Ich wurde auf einen Stuhl gedrückt. Es war damals die erste Begegnung mit dieser schönen Geste. Ich besuchte eine Familie in Leningrad – heute Sankt Petersburg. Die gesamte Familie meines jahrelangen Brieffreundes Sergej saß am Tisch. Seine Frau erklärte mir, dass es gut sei, bevor einer das Haus verlässt, sich in Ruhe ein paar Minuten hinzusetzen und alles Liebe auf den Weg in den Tag in Empfang zu nehmen.

Ich schaute sie erstaunt an. Sie sagte mir, es sei sehr wichtig, selbst zur Ruhe zu kommen und entspannt zu gehen. Hinzu käme, dass keiner weiß, was da draußen an diesem Tag auf jeden einzelnen warte. Jeder soll in Frieden gehen, ohne schlechte Gedanken im Kopf und gesund zurück kehren.

… mein Smartphone liegt auf dem Tisch. Ich öffne WhatsApp und tippe:

“… ich habe noch fünf Minuten, bis ich in den Job gehen muss. Verbringst Du die Zeit mit mir?” …

Welcher Typ seid Ihr? Wie handhabt Ihr es am Morgen?

Geht Ihr in Ruhe? Oder seid Ihr, wie meistens auch ich, immer nur in Eile?

Für Euch alle einen ruhigen und friedlichen Tag.

Herzlich, Eure Petra Kolossa.

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Ich schnappe jetzt meine Tasche und auf geht’s in den Tag 🙂

Ihr wollt auch eine solche? Klickt einfach auf das Bild.

PS: Werbung in eigener Sache.