Unglaublich, irgendwie nostalgisch

Erinnerst du dich an das Leben vor dem Internet?

Ja, na klar! Zum Glück gehöre ich zu der Generation die so ganz ohne diesem Technikkram klargekommen ist. Ich stamme aus einer Zeit, in der wir noch mit einer Handvoll Kleingeld zur Telefonzelle stiefelten, um einen Anruf zu tätigen. Ich meine, eine Sache schnell zu klären, schneller, als ein Empfänger meinen Brief hätte via Post erhalten können und ich dann endlich eine Antwort aus dem Briefkasten hätte nehmen können. Eine schnelle Kommunikation per Post war schon innerhalb einer Woche möglich. Ein Telefon im eigenen Haushalt hatten zunächst nur wenige.  Wie ist das heute? Wir warten ungeduldig auf eine WhatsApp-Antwort und werden nervös, wenn das nicht innerhalb einer Stunde geschieht.

Überrraschungsbesuche waren tatsächlich Überraschungen. Wir freuten uns, wenn es an der Tür klingelte und liebe Menschen davorstanden. Heute ist es unhöflich, das zu tun. Schließlich gibt es Smartphones, WhatsApp, SMS, Messengerdienste, um einen Besuch anzukündigen und zu fragen, ob es recht ist, zu kommen.

In meinen Bücherregalen befanden sich eine ganze Menge Nachschlagewerke und Wörterbücher. Es war Routine, fix nach dem Duden zu greifen, um nach der richtigen Schreibweise zu schauen oder sich im Lexikon über rätselhafte Dinge schlau zu machen. Lexika habe ich geliebt. Las man in den Wälzern über eine Sache, stolperte man in den Erklärungen über ein weiteres Wort. Ich wurde immer wieder neugierig und las dann dort weiter, um wiederum etwas Neues zu entdecken … Kommt Dir das bekannt vor? Genau! Es ist das gleiche System, das wir heute „googeln“ nennen. Nur eben digital.

Von den Duden, die ich mir nach der letzten Rechtschreibereform geleistet hatte und so manchem Nachschlagewerk habe ich mich getrennt. Viele Jahre warf ich keinen einzigen Blick dort hinein. Das Synonym-Wörterbuch behielt ich dennoch. Es hat für mich einen emotionalen Wert. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie schwer es mir fiel, das Geld für diesen teuren Wälzer auszugeben. Aber ich brauchte es unbedingt für mein damaliges Fernstudium. Heute tippen wir ein Wort in den Browser oder fragen Siri, Alexa oder Google und bekommen alles gesagt, was wir wissen wollen.

Ich freute mich täglich, wenn die Post kam und meinen Briefkasten füllte. Meine Brieffreundschaften in viele Länder waren für mich etwas ganz Besonderes. Heute mag ich diesen Kasten gleich an der Eingangstür nicht mehr öffnen. Er scheint eher eine Bedrohung, als eine Freude. Was steckt in diesem Ding in der Regel? Behördenpost, Rechnungen, Strafzettel für Geschwindigkeitsüberschreitungen von sieben Stundenkilometern und so manch ähnlicher Kram. Ab und zu ein Trost, wie eine Urlaubs-, Geburtstags- oder Einladungskarte. Einen wirklich schönen und ehrlichen Brief erhielt ich seit Ewigkeiten nicht mehr. Und auch ich schrieb keine Briefe. Als ich einen Brief an meine Schwester schreiben wollte, bemerkte ich, dass es eigentlich nichts zu berichten gibt. Denn alles war bereits in einem Telefonat via Smartphone und häufigen WhatsApp gesagt. – Die Brieffreundschaften von einst, sind inzwischen Kontakte über social media und die Messengerdienste.

Ich schrieb noch in den Achtzigern in meinem Job Lochbänder für das Senden von Fernschreiben. Ich beschrieb Wachsmatritzen, später Ormig, zum Vervielfältigen von Papieren. Heute sind das Techniken für das Museum. – Heute schreiben wir Texte am PC und können diese unendlich oft an unseren digitatlen Drucker senden und ausdrucken, kopieren oder sofort in die Welt senden. Ich muss gerade lächeln. Wie sagte Frau Baerbock? In „Hunderttausende Kilometer entferte Länder.“

Es ist tatsächlich ein unerschöpfliches Thema, die Welt vor dem Internet. Ich könnte noch stundenlang erzählen.

Trotz aller Vorzüge, die die digitale Welt uns bescherte, so hinterlässt sie doch einen bitteren Beigeschmack. Unser Leben ist hektisch und stressiger geworden. Schneller, höher, weiter. Wir Menschen sind distanzierter voneinander. Wir sind digital abhängig und werden immer abhängiger gemacht. Schon so oft ging mir der Gedanke durch den Kopf. Was wäre, wenn von jetzt auf jetzt diese digitale Welt zusammenbricht. Wir, die noch die Welt vor dem Internet kennen, kommen höchstwahrscheinlich noch am besten zurecht. Die im jetzigen Jahrtausend geborenen würden sicher in eine große Unselbständigkeit fallen.

Ich wünsche mir sehr, dass die Digitalisierung wertgeschätzt wird, als das, was es ist: Ein Werkzeug, das unser Leben erleichtern und nicht verkomplizieren soll.

Ich betrachte es als ein Geschenk, das ich in mein Leben einbauen möchte. Das aber auch mir nicht immer gelingt. Denn wie oft werde ich durch andere (wie Behörden, Banken etc.) gezwungen, mich diesem teilweise äußerst erschwerendem, Zeit fressendem, digitalen Wahn, der zu oft mehr Frust als Lust ist, zu unterwerfen.

Aber nun genug geschwatzt.

Dieses Bild machte ich in unserem kleinen Garten, als ich ein gutes halbes Stündchen Zeit mit etwas Gartenarbeit verbrachte und meinen Morgenkaffee mit nach draußen nahm.

… ein Stück abseits der digitalen Welt, des Internets 😉

Sonnige Grüße sendet Euch,

Eure Petra Kolossa.

4 Gedanken zu “Unglaublich, irgendwie nostalgisch

  1. Hallo, ich auch. Ich kann mich gut an die Zeit vor I-Net erinnern. Richtig los ging es ja erst etwa 1998. Mit Windows 98. Schön war die Zeit.

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